Bei den Autoherstellern soll natürlich jede Baureihe eine gewisse Klientel ansprechen, denn eine dreifache Familienmutter wird im Alltag eher nicht das zweisitzige Cabrio benutzen und der 20-jährige Jungunternehmer wird vermutlich nicht zwangsweise mit einem Hochdachkombi zu Kundenterminen fahren.
Und nein, hier geht es nicht um Stereotype, sondern um gelebte Praxis. Mercedes-Benz hat seine B-Klasse klassisch und konsequent auf Familien getrimmt. Das gilt auch für den rein elektrisch betriebenen EQB, der in vielerlei Hinsicht ident zum kompakten und sportlicher designten EQA ist.
Zur Einordnung: Der Mercedes-Benz EQB ist 4,68 Meter lange, 1,83 Meter breit und 1,65 Meter hoch. Auf seinen 20er-Alus steht der kubisch geformte optionale Siebensitzer auch satt auf der Straße. Seine Bulligkeit wird zudem von den großen Radhäusern und den Plastikbeplankungen unterstrichen.
Typenschein
Mercedes-Benz EQB 250+
Preis: ab € 57.290,- inkl. Steuern und Abgaben; Testwagenpreis € 72.158,- unter anderem inklusive streckenbasierte Geschwindigkeitsanpassung € 1.200,-, AMG Line Premium 8.226,-, Fahrassistenz-Paket € 1.380,-, Verstelldämpfung € 1.188,- und Verkehrszeichen-Assistent € 354,-; einen Mercedes-Benz EQB gibt es ab € 53.790,-
NoVA/Steuer: 0 %/ € 0,- jährlich
Garantie: 4 Jahre bis max. 160.000 km, 2 Jahre Lackgarantie, 12 Jahre gegen Durchrostung von innen nach außen, 8 Jahre bis max. 160.000 km auf den Akku
Service: alle 40.000 km oder jedes Jahr
Technische Daten:
Motor: permanenterregter Synchronmotor, 140 kW/190 PS, max. Drehmoment 385 Nm
Getriebe: Eingangautomatik
Antrieb: Frontantrieb
Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
Leistungsgewicht: 11,37 kg/PS
WLTP-Verbrauch: 17,5 kWh
VOLKSBLATT-Testverbrauch: 19,1 kWh
Eckdaten:
L/B/H: 4.684/1.834/1.654 mm
Radstand: 2.829 mm
Eigen-/zul. Gesamtgewicht: 2.161/2.600 kg
Anhängelast gebr./ungebr.: 1.700/750 kg
Kofferraum: 495-1.710 Liter
Akku: 70,5 kWh (netto)
Reifen: 4 x 235/45 R20 100T auf 20“-Alus
Sicherheit:
Regelsysteme: ABS/EBV/ESP/ASR/BA/BSD/RSR/LKA/ACC/RCTA/TPMS
Airbags: 7
Seine optimale Raumausnutzung – wir reden von jeder Menge Bein- und Kopffreiheit in der ersten Reihe sowie im Fond – kommt auch dem Gepäckraum zugute. Dieser nimmt unter der elektrischen Heckklappe 495 Liter auf. Das Ladekabel findet wiederum unter der Stoffabdeckung unter dem Kofferraumboden Platz.
Als Transporteur eignet sich der EQB also definitiv. Denn nach Umlegen der Rückbank bietet der Stromer 1.710 Liter Stauraum. Freilich dürfen dann nur noch zwei Personen im innen eleganten SUV Platz nehmen.
Und Stichwort Eleganz: Diese kommt vor allem im Innenraum zur Geltung. Denn während der EQB außen eher bieder wirkt, strahlt das Passagierabteil eine mondäne Atmosphäre aus. Wobei die Stuttgarter beim aktuellen EQB den Innenraum teils deutlich umgekrempelt haben.
Zu den Neuerungen zählt dabei beispielsweise das Lenkrad der aktuellen Generation mit Touch-Bedienfeldern. Auch die Anzeigestile auf den Bildschirmen wurden überarbeitet und dem Design der größeren Modellbrüder angepasst. Die Serienausstattung wurde ebenfalls erweitert: Der EQB verfügt nunmehr ab Werk über das 10,25 Zoll große Zentral-Display mit Touchbedienung sowie das USB-Paket.
Die Nähe zum EQA merkt man übrigens auch beim Verbrauch. Der direkte Vergleich macht sicher. Denn kurz zuvor war ja der EQA 250 im VOLKSBLATT-Testfuhrpark. Und obwohl der EQB kantiger, schwerer und größer ist, war der Verbrauch mit rund 19,1 Kilowattstunden (kWh) nur geringfügig höher als der des EQA.
Darüber hinaus sind 19,1 Kilowattstunden eine feine Ansage. Somit schafft der fünftürige Fünfsitzer mit seinem 70,5 kWh großen Akku rund 400 Kilometer am Stück. Freilich, dafür darf man nicht 130 auf der Autobahn fahren und die 160 km/h Spitzengeschwindigkeit sowieso nicht ausreizen.
Aber im Ecomodus mit sanftem Gasfuß und vorausschauender Fahrweise – und wenn man vielleicht sogar ein paar Funktionen der Zweizonen-Klimaautomatik einschränkt – ist es also durchaus realistisch, ohne Ladestopp von Wels nach Wien und wieder retour zu kommen.
Nicht realistisch ist hingegen das Versprechen, das Mercedes in puncto Ladeleistung gibt. Die 100 kW Gleichstromladen schaffte leider der EQB im Testzeitraum nicht einmal ansatzweise. In der Regel waren es zwischen 60 und 95 kW an DC-Säulen. Auch hier drängt sich der Vergleich zum EQA auf.
Fahrtechnisch ist der EQB für ein Fahrzeug dieser Größe und Kubatur eine Wucht: Präzise Lenkung, Top-Traktion, grandiose Bremsen sowie akkurate Assistenzsysteme lassen ein nahezu ungetrübtes Fahrvergnügen aufkommen.
Fazit
Der bieder wirkende EQB 250+ von Mercedes erfüllt die Aufgaben, die an ein Elektroauto gestellt werden, mit Bravour. Wie so immer ist der Preis vermutlich das größte Hemmnis: 72.158 Euro inklusive Extras sind schon eine ziemliche Ansage.
Von Oliver Koch