Harley-Davidson Road Glide: Kult auf zwei Rädern

Technisch aufgemotzt mit Touchscreen, Tempomat und Fahrassistenzsystemen – Die Road Glide von Harley-Davidson ist eine elegante, langstreckentaugliche Maschine, die souverän die Straßen beherrscht

Die Road Glide von Harley Davidson ist 2,41 Meter lang, 380 Kilo schwer und die Sitzhöhe beträgt 720 Millimeter. © Koch

Es gibt Motorradmarken und es gibt Kult-Motorradmarken. Beispielsweise solche, die auch Nicht-Biker kennen. Harley-Davidson zählt da eindeutig dazu, denn die US-Schmiede aus Milwaukee hat sich aus vielerlei Gründen diesen Kultstatus erarbeitet.

Das hat einerseits mit dem Lebensgefühl, das die Maschinen der US-Marke vermitteln und das hat andererseits auch mit der Bauart der Maschinen zu tun, die die US-Marke baut.

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Eine Kategorie im Harley-Portfolio hört auf den Namen „Grand American Touring“; und in das Segment fällt die Road Glide, welche die Amis nun auf völlig neue Räder gestellt hat. Die Road Glide kann nun also mit neuem Fahrwerk, einem neuen Design und einem neuen Infotainmentsystem aufwarten.

Typenschein

Harley-Davidson Road Glide

Preis: ab € 38.595,- inkl. Steuern und Abgaben; Testmotorradpreis € 38.595,- Steuer: € 532,73 jährlich Garantie: vier Jahre ohne km-Begrenzung Service: erstes Service nach 1.600 km, danach jährlich oder alle 8.000 km

Technische Daten: Motor: luft- und flüssigkeitsgekühlter Zweizylinderviertakt-45°-Twin mit Direkteinspritzung, 1.923 cm³, 80 kW/109 PS bei 5.020 U/min, max. Drehmoment 173 Nm bei 3.500 U/min Getriebe: Sechsgangschaltung Antrieb: Kette links Höchstgeschwindigkeit: 175 km/h Fahrwerk: Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen, Lenkkopfwinkel 26°, vorne 49 mm Telegabel, hinten zwei Federbeine mit Dual Outboard Emulsionstechnologie, vorne zwei 320 mm Scheibenbremsen, hinten 300 mm Scheibenbremse Regelsysteme: ABS, TRC

Eckdaten: Sitzhöhe: 720 Millimeter Gesamtlänge: 2.410 Millimeter Radstand: 1.625 Millimeter Eigengewicht: 380 Kilogramm Gesamtgewicht: 617 Kilogramm Tankvolumen: 22,7 Liter Reifen vorne: 130/60 R19 61H Reifen hinten: 180/55 R18 80H

Im Vergleich zu den bisherigen Grand American Touring Modellen bietet sie ein Plus an fortschrittlichen Technologien, noch mehr Fahrkomfort und eine noch dynamischere Performance, verspricht Harley-Davidson.

Und gleich ein erster Blick auf die Maschine zeigt. Die Road Glide hat jetzt jedenfalls einen Widescreen – mit Touch-Funktion übrigens – der sogar einem Mittelklassewagen alle Ehre machen würde.

Zu den bedeutendsten optischen Veränderungen zählen die ästhetischen Verkleidungen. Sie bieten eine optimierte Aerodynamik und einen nun besseren Windschutz. Strömungssimulation, Windkanalanalysen und Praxistests haben zu einem ergonomisch noch besseren Design geführt, das Turbulenzen im Helmbereich des Fahrers reduziert. Darüber hinaus ermöglichen Splitstream-Lufteinlässe einen optimierten Luftstrom.

Als optische Reminiszenz an bisherige Road Glide-Modelle scheint der breite LED-Scheinwerfer aus zwei Elementen zu bestehen. Die W-Form der Signature LED-Lichtquellen sorgt dafür, dass die 2,41 Meter lange Road Glide sofort wiedererkannt wird. Zwei gepolsterte Mediafächer dienen der Unterbringung von Mobilgeräten oder anderen kompakten Gegenständen. Das rechte Fach verfügt über einen USB-C-Ladeanschluss.

Der Milwaukee-Eight lässt darüber hinaus vom Hubraum auch die meisten Kompaktautos hinter sich. 117 Kubikinch sind es in den zwei Zylindern. Das prangt sogar prominent auf dem Tank. Umgerechnet sind das mehr als 1.900 Kubikzentimeter.

Diese knapp zwei Liter Hubraum wollen natürlich auch befeuert werden, weshalb die Road Glide eine durstige Gesellin ist. Daher reicht der 22,7-Liter-Tank „nur“ für rund 450 Kilometer. Dennoch sammelt sie auch hier Pluspunkt: Sechs Liter Verbrauch stehen im Zulassungsschein. Da bleibt Zweisitzerin locker darunter.

Aushalten könnte man es auf der Maschine durchaus länger als die 450 Kilometer. So angenehm sind die Features, so erhaben ist das Fahrgefühl und so mächtig pflügt sie durch die Straßen. Und wie es sich für eine Cruiserin gehört, wartet die Road Glide mit weicher, bequemer Sitzbank und natürlich auch Assistenzsystemen wie ABS und Traktionskontrolle auf.

Freilich: Autobahnen und sanft gewundene Landstraßen sind ihr Lieblingsmetier. In Innenstädten und auf Passstraßen hat man mit der nicht gerade wendigen, 380 Kilogramm schweren Maschine einen schwierigeren Stand.

Zum 109 PS starken Motor sei noch ein technischer Exkurs erlaubt: Um den thermischen Komfort für den Fahrer – insbesondere bei niedrigen Geschwindigkeiten und heißem Wetter – weiter zu verbessern, wurde das Kühlsystem für die Auslassventile überarbeitet. Es arbeitet mit Kühlflüssigkeit und einem Kühler, der zusammen mit seinem thermostatisch gesteuerten Lüfter im unteren Frontbereich des Rahmens angebracht ist.

Optimiert wurde außerdem laut Harley-Davidson das technische Design des Ansaugtrakts und der Zylinderköpfe. Die verbesserten Strömungsverhältnisse im Ansaug- und Auslassbereich kommen der Performance zugute.

Auf der Autobahn heißt es beispielsweise: Tempomat rein, Crusingposition auf der Harley einnehmen und die Fahrt sowie die bewundernden, manchmal auch neidischen Blicke der anderen Verkehrsteilnehmer genießen.

Die sanfte Road Glide macht ihrem Namen fahrwerksseitig alle Ehre; sie ist eine famose Gleiterin. Die ebenfalls überarbeitete Sechsgangschaltung arbeitet sauber und schnell. Der Leerlauf ist nun im Vergleich zum Vorgängermodell leichter auffindbar. Auch kein Nachteil, meinen wir.

Für die Verzögerung zeichnen starke Vierkolbensättel an zwei 320 Millimeter großen Bremsscheiben vorn und einer 300 Millimeter großen Bremsscheibe hinten verantwortlich. Sie bürgen für ein präzises Bremsgefühl und eine hervorragende Bremsleistung.

Freilich ist der Spaß nicht gerade billig. Für die technisch runderneuerte Road Glide muss man 38.595 Euro hinblättern. Dafür gibt’s auch so manches Mittelklasseauto mit zwei Litern Hubraum und Widescreen – aber nicht das Lebensgefühl, das die mächtige Harley ausstrahlt.

Fazit

Die zweisitzige Harley-Davidson Road Glide ist ein technisches High-end-Gerät und Kult auf zwei Rädern. So wird Motorrad fahren zum Höchstgenuss – allerdings muss man das nötige Kleingeld mitbringen.

Von Oliver Koch