Jakub József Orlinski: Stabat Mater (Erato)

Der weltberühmte polnische Countertenor Jakub József Orlinski hat die Pandemiezeit zur Erfüllung eines Traumes genützt. Den zur Stabat Mater-Einspielung von Antonio Vivaldis Meisterwerk, das zum Abhören auch ohne Passionstermin aktuell sein sollte und nicht umsonst zu den häufigsten Aufführungen seiner Art zählt.

Der Vertonungen von der Mutter am Grab ihres sterbenden Sohnes gibt es nicht wenige, aber nur wenige Komponisten (Monteverdi, Palestrina, Charpentier) ist eine so fesselnde Darstellung gelungen, die einen gefühlsmäßig nicht loslässt. Die Capella Cracoviensis unter Jan Tomasz Adamus machte brav dabei mit.

Das Werk hat nicht nur wegen seiner arienreichen Virtuosenanlage opernhafte Züge, sondern erzählt das Geschehen auf eine anschauliche Weise mit der dramatischen Kraft der Barockmusik in klangmalerischen Deutungen. Wenn etwa im „fons amoris“ durch den intensiven Herzpuls der Streicher eine besondere Dramatik entsteht.

Die ungewöhnliche Textbehandlung – 20 Strophen auf zehn verkürzt – sorgt außerdem für einen Klangwechsel zwischen Erzählperspektive und dem direkten Erleben Marias. Der Hörer fühlt sich abwechselnd als Betrachter oder unmittelbar beteiligt am Inhalt des Geschehens. Die oft geschmacklosen Bilder erschließen sich nicht leicht, so dass man besser um das Ohr zu spitzen bemüht sein wird.

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