Kirche, Religion und Evangelium: Das Wort zum Sonntag

14. Sonntag im Jahreskreis (7 April 2024): „Zwei Seiten“

Evangelium nach Johannes (Joh 20,19-31): Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!

Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.

Thomas, der Didymus – Zwilling – genannt wurde, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.

Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen versammelt und Thomas war dabei. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch!

Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete und sagte zu ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.

Noch viele andere Zeichen hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind. Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.

Zwei Seiten

Friede und Krieg, Liebe und Hass, Licht und Dunkel – Gegensatzpaare, die die Menschen seit jeher umtreiben und prägen. Vor einer Woche wurde in der Osternacht die Osterkerze mit ihrer kostbaren Flamme – entzündet am geweihten Feuer – in die dunkle Kirche getragen.

Von ihr ausgehend verbreitete sich das Licht von Kerze zu Kerze, von Mensch zu Mensch. Wie dieses Licht, das für Jesus, den Auferstandenen steht, sich in der Runde verteilt, möchte sich der Glaube ausbreiten, der Glaube an Jesus, der Liebe schenkt und Frieden wünscht.

Drei Mal wünscht Jesus heute diesen Frieden. Doch traue, ja vertraue ich diesem Jesus? Glaube ich an seine Auferstehung? Strahlen seine Worte in mein Leben? Fragen! Zweifel! Nicht nur Thomas, auch die anderen Jünger haben gezweifelt, waren verschreckt und ängstlich.

Jesus braucht mehrere „Anläufe“ bis die Herzen der Jünger bereit sind, an ihn, den Auferstandenen zu glauben. Thomas wird „Zwilling“ genannt: Vielleicht tragen auch wir beide Seiten ins uns: einmal Zweifel und dann doch wieder froher Glaube.

Jesus drängt sich nicht auf, jedoch ermuntert er: hab Vertrauen, sei gläubig! Hier die „Zwillings-Seiten“ Zweifel und Glauben, dort die Gegensätze, die genauso in uns schlummern. Das Licht des Auferstandenen vertreibe die Dunkelheit, erfülle mit Liebe und stifte Frieden. Dafür dürfen wir Zeugen sein.

Autor: P. Daniel Sihorsch, Benediktiner von Kremsmünster, Pfarrer in Pettenbach und Magdalenaberg, Leiter des Klosterladens und Führungs- und Tourismusbetriebes.

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