Kirche, Religion und Evangelium: Das Wort zum Sonntag

Pfingstsonntag (19. Mai 2024)

Evangelium nach Johannes (Joh 20,19-23)

Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten. ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.

Wachsen und reifen

Pfingsten kommt vom griechischen „pentekoste“ und bedeutet „fünfzigster Tag“. Somit ist der Pfingstsonntag der fünfzigste und zugleich auch der letzte Tag der Osterzeit. Der Bogen wird nochmals gespannt zum Anfang – zur Auferstehung Jesu.

Dieser Glaube hat es, auch bei vielen Christen, schwer, angesichts einer Welt, die so oft materialistisch denkt und handelt. Nur das, was ich sehen, anfassen, messen kann, gilt als real. Doch der Glaube lebt von Vertrauen, von Liebe, die gleichwohl nicht angreifbar und messbar ist. Der Glaube wird sichtbar, durch Menschen, die die Liebe Gottes, seine Gegenwart in ihrem Leben – in welcher Weise auch immer – gespürt, erfahren haben. Es sind Menschen, die Zeugnis geben von dieser Glaubenskraft der Auferstehung und ihr sichtbaren Ausdruck verleihen.

Seit bald 2000 Jahren haben dies viele Millionen Menschen gelebt und weitergegeben – und viele haben für diesen Glauben ihr Leben hingegeben. Kardinal König schrieb einmal „Man sagt immer wieder, die Auferstehung sei historisch nicht nachzuweisen. Wieso? Sie ist historisch genauso nachzuweisen, wie zu allen Zeiten Tatsachen nachgewiesen wurden – nämlich durch Zeugen.“

Im Evangelium werden wir hineingenommen in die allererste Begegnung des Auferstandenen mit seinen Jüngern. Als Erweis, dass er es ist, zeigt ihnen Jesus die Wunden seiner Kreuzigung. Mit dem zweimaligen Friedensgruß werden sie gesandt. Sie sind Gesandte an Christi statt und sollen Zeugen sein, besonders dann, wenn sie Sünden vergeben. Denn so wächst Frieden.

Als Ermöglichung all‘ dessen haucht ihnen Jesus den Heiligen Geist ein. Es braucht dann noch fünfzig Tag bis dieser Same keimt, es braucht Pfingsten, die erneute Sendung des Geistes, dann geht es hinaus in die Welt – unterschiedliche Sprachen und Kulturen dürfen für die Botschaft Gottes keine Grenzen mehr sein.

Die fünfzig Tage sind auch ein Zeichen, dass es immer wieder Geduld braucht; im Geist Gottes dürfen wir wachsen und reifen – und nur in seinem Geist sind wir als lebendige Gemeinschaft der Kirche Zeugen der Liebe Gottes. So feiern wir Pfingsten auch als Geburtstag der Kirche, weil es hinausgeht: heraus aus Verschlossenheit, hin zu den Menschen, heraus aus Sprachlosigkeit, hin zu den Früchten des Glaubens: Freude und Frieden.

Autor: P. Daniel Sihorsch

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