Mit basischer Ernährung dem Gelenkschmerz Paroli bieten

Fachärztin für Physikalische Medizin und Ernährungsmedizinerin hat Buch mit hilfreichen Tipps und mehr als 70 Rezepten verfasst

Kartoffeln und Brokkoli sind nur zwei Lebensmittel, die den Gelenken guttun. © Sk Elena - stock.adobe.com

Gelenkerkrankungen und die daraus entstehenden Schmerzen gehören weltweit zu den häufigsten Beschwerden, die Menschen in ihrem Alltag einschränken. Vor allem der „Gelenkverschleiße“ – die degenerative Erkrankung Arthrose – ist eine der Hauptursachen für chronische Beschwerden im Bewegungsapparat, weiß Meike Diessner, Fachärztin für Physikalische und Rehabilitative Medizin, Sport- und Ernährungsmedizinerin. Sie ist mit dieser Thematik durch ihre Patienten laufend konfrontiert.

In dem im Trias-Verlag erschienenen Buch „Die beste Ernährung für schmerzfreie Gelenke“, beschreibt Diessner, was Fasten bei Arthrose, Rheuma und Gicht bewirkt, wie sich Mikronährstoffe auf den Bewegungsapparat auswirken und bietet mit mehr als 70 Rezepten eine Fülle an praktischen Ernährungstipps.

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Schmerzlinderung auch bei fortschreitender Arthrose

Oft seien es viele Faktoren, die zusammenkommen und letztlich Schmerzen verursachen – Überbelastung, Übergewicht, Achsfehlstellungen, Verletzungen, eine unausgewogene Ernährung, Medikamente und genetische Einflüsse.

Selbst bei einer fortschreitenden Arthrose könne der Patient, so Diessner, noch eine Menge tun, um die Schmerzen zu lindern: Beginnend von der Ernährungsumstellung über weniger Stress, einer Gewichtsreduktion bis hin zur Entspannung pur.

Von Crash-Diäten hält die Ernährungsmedizinerin nichts, sinnvoller seien eine pflanzenbasierte Ernährung nach dem 80:20-Prinzip, Intervallfasten oder Low Carb am Abend.

Ernährung nach dem 80:20-Prinzip

Ständige Verbote machen nicht glücklich, also darf es auch bei der Ernährung Ausnahmen von der Regel geben. Denn ein Dauerverzicht führt, so die Medizinerin, nicht nur zu einer herabgesetzten Immunfunktion, sondern auch zu Heißhunger, der wiederum zu einem Brandbeschleuniger wird. Neben chronischen Mikroentzündungen in den Gelenken schlägt auch die Waage aus.

Wer sich über den Tag zu 80 Prozent von pflanzlichen, entzündungshemmenden und wenig industriell verarbeiteten Lebensmitteln ernährt, darf auch zu 20 Prozent essen, wonach ihm gerade der Sinn steht. Oder man betrachtet die Woche als Ganze, bei 21 Mahlzeiten – drei pro Tag – dürfen vier ungesünder sein.

Tierische und industrielle Produkte machen Körper sauer

Neben der Entstehung chronischer Mikroentzündungen werden die Gelenke durch regelmäßigen Konsum tierischer und industriell stark verarbeiteter Produkte richtig sauer. Zwar besitzt der Körper mit Lunge und Nieren ein Puffersystem, das den Überschuss an Säuren im Blut wieder ausgleicht, aber eben nur im Blut. Im restlichen Gewebe kann eine Übersäuerung entstehen, das ist auch der Grund, warum Muskeln übersäuern und Gelenke mit Schmerzen reagieren.

Studien belegen, dass bei Menschen mit einer Kniegelenkarthrose der Säureanteil doppelt so hoch war wie bei gesunden Personen. Bei Patienten mit rheumatoider Arthritis war er sogar dreifach erhöht.

Knochen profitieren von ausgeglichenem Säure-Basen-Haushalt

Auch für die Knochen ist ein ausgeglichener Säure-Basen-Haushalt essenziell. Liegt ein Säureüberschuss im Körper vor, mobilisiert er Kalzium aus seinen Speichern, um die Säuren zu neutralisieren. Diese Speicher befinden sich in den Knochen, eine Entmineralisierung der Knochen beginnt, ihre Dichte nimmt ab und das Osteoporose-Risiko zu.

Wer unter besonders starkem Gelenkschmerz oder häufigen Schüben der rheumatischen Erkrankung leidet, braucht rasch Hilfe. Als Alternative zu Schmerztabletten und Cortisonspritzen bietet sich laut Diessner das Fasten an. Es stößt einen schmerzlindernden Effekt direkt in den Schmerzzentren des Gehirns an, das gesamte Immunsystem, das zu einem großen Teil im Verdauungstrakt beheimatet ist, wird durch das Fasten gestärkt. Das Mikrobiom erneuert sich und mit ihm die gesamte Darmschleimhaut. Der Prozess der Autophagie, der durch die Nahrungskarenz angestoßen wird, setzt bei Frauen nach 12 bis 14 Stunden ein, bei Männern etwas später.

Diessners Basische Ernährungsempfehlungen für die Gelenke

  • Besonders basisch sind Kartoffeln, Brokkoli, Grünkohl, Feldsalat, Mango und Eierschwammerl.
  • Basische Mineralstoffe stecken in Petersilie, Basilikum, Schnittlauch, Kurkuma, Zimt und Ingwer.
  • Als Getränke empfiehlt die Ärztin Wasser und ungesüßte Kräuertees.
  • Eher sparsam sollte man bei Fleisch und Wurstwaren, Fisch und Kuhmilchprodukten sein.
  • Bei industriellen Fertigprodukten, Softdrinks und Alkohol ist Verzicht angesagt.
Dr. med. Meike Diessner, Die beste Ernährung für schmerzfreie Gelenke, Trias-Verlag, 2024, 23,70 Euro, ISBN: 978-3-432-11811-6

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