Mit ständigen Herausforderungen für das Gehirn die Demenz hintanhalten

Mit zunehmendem Alter lassen gewisse Hirnleistungen nach, Konzentration und Aufmerksamkeit werden geringer, es können auch Probleme bei der Wortfindung auftreten oder der Name zu einem bekannten Gesicht ist in Vergessenheit geraten. Auch die Fähigkeit, sich auf etwas Neues oder eine Veränderung einzustellen, wird geringer.

„Die oft zitierte ,Altersvergesslichkeit‘ gibt es jedoch nicht, vielmehr sollte abgeklärt werden, woher die Veränderung kommt“, betont Petra Stangl-Winkler, Klinische Neuropsychologin am Klinikum Steyr. Wie wichtig eine rasche Abklärung ist, beschreibt sie in ihrem im Eigenverlag erschienenen Buch: „Vergiss Demenz. Ihr Weg zur Demenzprävention“. ISBN: 978-3-200-09474-1

Stangl-Winkler geht darin darauf ein, dass es ganz entscheidend ist, herauszufinden, warum jemand geistig nicht mehr so leistungsfähig ist wie früher. Es könnte sich zum Beispiel um eine Depression handeln, die die Konzentration beeinträchtigt und gar keine Demenz vorliegen. Oder aber es handelt sich um eine Vorstufe von Demenz.

„Bei der milden kognitiven Beeinträchtigung (MCI) treten leichte, aber bereits messbare Defizite in den Hirnleistungen auf. Der Betroffene kann seinen Alltag aber noch gut bewältigen. Nach aktueller Studienlage kann mit entsprechendem Training die Hälfte der Betroffenen, die Situation stabilisieren oder gar verbessern, bei der anderen Hälfte geht die Vorstufe nach rund drei Jahren in eine Demenz über“, erläutert die Klinische Neuropsychologin.

Verschiedene Formen von Demenz

Es gibt verschiedene Arten bzw. Ursachen von Demenz. Mit einer neuropsychologischen Untersuchung versucht die Expertin herauszufinden, an welcher Form von Demenz die Person erkrankt ist.

Alzheimer Demenz

Die häufigste Form (65 bis 70 Prozent) ist die Alzheimer Demenz, die zum einen – jedoch selten – schon sehr früh, zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr, auftreten kann und zum anderen im höheren Alter. Klassisch sind Schwierigkeiten bei der zeitlichen Orientierung – etwa das eigene Alter oder das Datum nennen zu können – sowie Probleme, neue sprachliche Informationen abrufen zu können. Und auch das fehlende Eingeständnis der eigenen Defizite.

Vaskuläre Demenz

Als zweithäufigste Form tritt die vaskuläre Demenz auf, dabei liegt eine Durchblutungsstörung im Gehirn vor. Nach mehreren Schlaganfällen kann es zur Demenz kommen. Risikofaktoren sind Bluthochdruck, Diabetes, hohe Blutfettwerte, Bewegungsmangel, Rauchen, Fettleibigkeit und das hohe Alter. Typische Anzeichen sind, dass Betroffene oft sehr verlangsamt und depressiv wirken, zudem kommt es zu Gangstörungen und Stürzen.

Lewy-Body-Demenz

Bei der wiederum eher seltenen Lewy-Body-Demenz steht die Verlangsamung der Bewegung und des Denkens im Vordergrund.

Demenz des Sprachverlusts

Wenn sich die geistigen Abbauzeichen im Vorderhirn und Schläfenlappen zeigen, dann hat der Betroffene, Probleme die richtigen Worte zu finden.

Persönlichkeitsveränderung

Beginnt die Demenz im Vorderhirn hinter der Stirn handelt es sich, so die Expertin, anfänglich um eine Veränderung der Persönlichkeit hinsichtlich Stimmung, Motivation und Antrieb.

Auslöser Alkohol

Und schließlich gibt es auch noch eine Form von Demenz, die durch zu viel Alkoholkonsum ausgelöst wurde.

Darüber hinaus gibt es laut Stangl-Winkler noch Mischformen der verschiedenen Demenzarten.

Voranschreiten etwas aufhalten

Auch wenn eine Demenz nicht heilbar ist, kann mit der richtigen Behandlung ein Voranschreiten verzögert und mit Trainings den Betroffenen das Gefühl gegeben werden, etwas Kontrolle über die Erkrankung zurückzugewinnen. Den Kopf in den Sand zu stecken und seine Defizite zu überspielen, ist jedenfalls der falsche Weg.

Kleine Tipps für den Alltag

  • Damit das Gehirn frisch bleibt, braucht es auch im höheren Alter noch Herausforderungen. Als kleine Tipps für den Alltag hat die Klinische Neuropsychologin Folgendes parat:
  • Manchmal gezielt mit der nichtdominanten Hand arbeiten. Also ein Rechtshänder erledigt eine Stunde lang verschiedene Dinge mit der linken Hand und umgekehrt.
  • Beim Laufen oder Spazierengehen gleichzeitig von 600 in 9er-Schritten herunterzählen bis 500, dann in 8er-Schritten, ab 400 in 7er-Schritten …
  • Im Alltag eine Tätigkeit konzentriert durchführen und nicht mehrere Sachen gleichzeitig machen.
  • Die Einkaufsliste schreiben, aber dann nicht verwenden, sondern aus dem Gedächtnis heraus einkaufen.
  • Musik hören oder noch besser ein Musikinstrument lernen.
  • Nicht gleich jede Fragestellung googeln, sondern nachdenken und versuchen, selbst auf die Lösung zu kommen.
  • Sich nicht blind auf das Navi zu verlassen, sondern sich den Weg in der Karte ansehen.
  • Wichtig ist auch ein sozial aktives Leben, bei dem das Hirn ständig im Training bleibt.
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