Schlaganfall: Frauen gefährdeter

Schlaganfälle treffen Frauen ab einem bestimmten Alter häufiger als Männer, und die Folgen sind oft schwerer. Rasches Handeln ist entscheidend, sobald sich erste Symptome zeigen. Doch gerade bei Frauen sind die Anzeichen nicht selten unklar und untypisch.

V. l.: Oberarzt Klaus Altmann und Abteilungsleiter Prim. Univ.-Prof. Andreas Kampfl auf der Stroke Unit in Ried © BHS Ried/Hirnschrodt

Frauen mit Vorhofflimmern, Diabetes oder Bluthochdruck „trifft der Schlag“ deutlich öfter als Männer mit den gleichen Grund- erkrankungen, ebenso Raucherinnen. Die Einnahme von Hormonen, zur Verhütung oder in den Wechseljahren, kann Schlaganfälle ebenfalls begünstigen. Das Risiko steigt auch rund um eine Geburt.

Bei Frauen, die in der Schwangerschaft Bluthochdruck entwickeln, bleibt die potenzielle Gefährdung sogar zeitlebens erhöht. Nicht zuletzt sind Frauen besonders betroffen, weil sie durchschnittlich älter werden als Männer und Schlaganfälle vorwiegend in höherem Alter auftreten.
Allgemein gilt: Wenn es zu einem sogenannten vaskulären Ereignis kommt, ist es bei Männern eher ein Herzinfarkt, bei Frauen hingegen ein Schlaganfall – wobei dieser nicht selten auch schwerer verläuft und stärkere dauerhafte Einschränkungen zur Folge hat als bei männlichen Patienten.

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Doch unabhängig vom Geschlecht: „Bei einem Schlaganfall geht es um jede Minute“, betont Prim. Univ.-Prof. Andreas Kampfl, Leiter der Neurologie am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried. Entscheidend ist, die Warnsignale ernst zu nehmen und sofort zu handeln.

Auch Erschöpfung kann Alarmzeichen sein

„Klassische“ Alarmzeichen sind Sprach- und Sehstörungen, halbseitige Lähmungserscheinungen und Gleichgewichtsprobleme. Gerade Frauen entwickeln aber nicht selten andere Symptome, die im ersten Moment nicht unbedingt auf einen Schlaganfall hindeuten. Dazu zählen allgemeine Schwäche, Müdigkeit, Erschöpfung, Bewusstseinsstörungen, aber auch zum Beispiel Harninkontinenz und diffuse Schmerzen.

Leider werden diese Symptome noch zu oft verkannt oder nicht ernst genommen. Dabei ist Tempo das Um und Auf: Wenn ein Blutgerinnsel eine Hirn- arterie verstopft und den Schlaganfall auslöst, lässt es sich durch eine Lyse-Therapie auflösen. Wird damit in den ersten drei Stunden nach dem Ereignis begonnen, erhöht sich die Chance, ohne Behinderung zu überleben, um 75 Prozent.

„Danach verschlechtern sich die Erfolgsaussichten massiv“, warnt Kampfl: In jeder Minute, die ohne Behandlung verstreicht, altert das Gehirn um drei Wochen, in einer Stunde um dreieinhalb Jahre.

Die besten Chancen, ohne Folgeschäden davonzukommen, haben Patienten auf einer Stroke Unit. Im KH Ried wurden im Vorjahr auf einer derartigen Spezialeinheit – die einzige im Innviertel – rund 700 Patienten versorgt. Ein eingespieltes, multiprofessionelles Team samt Fachärzten für Neurologie und Innere Medizin steht rund um die Uhr bereit, um Verdachtsfälle mit modernster Diagnostik (MR-Angiographie, CT, Ultraschall, Labor) abzuklären und bei Bedarf sofort mit der Akutbehandlung zu beginnen. Vom Eintreffen bis zum Beginn der Therapie vergehen in der Rieder Stroke Unit keine 30 Minuten, damit ist sie die zweitschnellste in Österreich.

Nicht jeder Schlaganfall lässt sich vermeiden, doch der Lebensstil spielt eine große Rolle. „Wer nicht raucht, regelmäßig körperlich aktiv ist, sich gesund ernährt, wenig Alkohol trinkt und seinen Body-Mass-Index unter 25 hält, kann sein Schlaganfallrisiko um bis zu 80 Prozent senken“, weiß Kampfl.

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