Schmerzhafte Badeotitis

In den Ferien können Kinder nach Herzenslust Schwimmen und Baden. In manchen Fällen wird die Freude allerdings jäh getrübt, wenn meist in der Nacht heftige Schmerzen im Ohr auf eine Entzündung des Gehörgangs aufmerksam machen. Eine Badeotitis kann aber auch Erwachsene schwer treffen.

Assistenzärztin Victoria Kristen bei einer Untersuchung © Klinikum Wels-Grieskirchen/Fleischmann

Victoria Kristen, Assistenzärztin an der HNO-Abteilung am Klinikum Wels-Grieskirchen, erklärt, wie man einer Badeotitis vorbeugen kann. Grundsätzlich ist dabei die Haut des äußeren Gehörgangs betroffen und nicht das Mittelohr.

„Der Gehörgang ist in der Regel durch eine Schicht aus Ohrenschmalz geschützt“, erklärt Kristen: „Bei längerem Kontakt mit Wasser kann die Haut allerdings aufweichen und Krankheitserreger durchbrechen die Schutzbarriere. Dies geschieht unabhängig von der Wasserqualität, denn die Bakterien, Viren oder Pilze tragen wir in der natürlichen Hautflora. Nach dem Baden verbleibt häufig ein feuchtwarmes Milieu im äußeren Ohr – optimale Bedingungen, in denen sich Erreger rasch vermehren können.

Wattestäbchen trocknen Gehörgangshaut aus

Bei einer Reizung oder Verletzung der Gehörgangshaut steigt das Risiko für eine Entzündung. „Zum Beispiel tragen eine unsachgemäße Reinigung der Gehörgänge oder die Verwendung von In-Ear-Kopfhörern dazu bei“, so die HNO-Expertin. Insbesondere häufiger Gebrauch von Wattestäbchen trocknet die Gehörgangshaut aus und zerstört die natürliche Hautbarriere. Ist der Gehörgang mit Ohrenschmalz gefüllt, soll das Material durch den Facharzt abgesaugt werden, am besten vor der Badesaision.

„Keinesfalls darf der Gehörgang mit einem Wattestäbchen gereinigt werden, da so das Cerumen zusammengepresst und Wasser und Erreger regelrecht eingeschlossen werden.“ Patienten mit Hauterkrankungen oder Diabetes mellitus sind anfälliger. „Bei einem geschwächten Immunsystem und nicht intakter Hautbarriere können die Krankheitserreger leichter eindringen und Entzündungen verursachen“, weiß Kristen. Außerdem können sehr enge Gehörgänge rezidivierende Infektionen begünstigen.

„Häufige Symptome einer Badeotitis sind eine Rötung oder Schwellung im Gehörgang, ein Verschlagenheitsgefühl sowie manchmal auch Sekretaustritt. Typisch sind Schmerzen bei Zug an der Ohrmuschel oder bei Druck auf den Tragus“, so die Ärztin: „Auch wenn die Beschwerden stark sind, handelt es sich um keinen Notfall. Treten nach ausgiebigem Baden in der Nacht Ohrenschmerzen auf, greift man am besten auf ein gängiges, entzündungshemmendes Schmerzmittel zurück und sucht am nächsten Tag einen Facharzt auf.“

Nach drei bis sieben Tagen sollten die Beschwerden wieder abklingen. „Wichtig ist dabei, die Ohren möglichst trocken zu halten, deshalb ist das Untertauchen beim Schwimmen oder auch das Haare waschen vorübergehend nicht erlaubt“, so Kristen. Zeigen entzündungshemmende Schmerzmitteln und eine lokale Therapie mit antibiotischen Ohrentropfen nicht die entsprechende Wirkung, sind wiederholte Gehörgangsreinigungen und die Einlage von mit Antibiotika getränkten Streifen notwendig.

Nach dem Duschen und Haarewaschen empfiehlt es sich, die Gehörgänge trocken zu föhnen. Dadurch wird im Ohr verbliebenes Wasser entfernt und einem Keimwachstum vorgebeugt. Nach einem ausgiebigen Badetag, insbesondere nach Tauchgängen sind alkohol- und essighaltige Ohrentropfen empfohlen – sie desinfizieren und lassen zurückgebliebenes Wasser verdunsten. Wassersportler und professionelle Schwimmer können sich durch das Tragen einer Schwimmotoplastik vor Entzündungen schützen.

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