The Rolling Stones: „Hackney Diamonds“ und „Forty Licks“

18 lange Jahre Warten haben ein Ende, ab heute ist es endlich erhältlich: Das erste Album der Rolling Stones mit neuen und eigenen seit „A Bigger Bang“ aus 2005. Dazwischen lagen nur eine CD mit Blues-Coverversionen („Blue & Lonesome“) und ein paar einzelne neue Songs (wie 2012 „Doom and Gloom“ oder 2020 der deutsche Nummer-1-Hit „Living in a Ghost Town“). Sowie der eine oder andere Live-Mitschnitt und so manche Wiederveröffentlichung von diversen Albumklassikern.

Um eine Floskel zu bedienen: Das Warten hat sich definitiv gelohnt — sollte es tatsächlich das letzte Werk der Geschichte der größten, seit 1962 aktiven Rockband sein, wäre es ein absolut würdiger Abschluss, der das Werk der Briten abrundet. Die Zeichen, dass es aber nicht nur noch eine Welttournee, sondern auch zumindest ein weiteres Album gibt, stehen laut Aussagen in diversen Interviews nicht schlecht. Etliche weitere Songs seien, so hieß es, fast fertig.

Aber das ist eine andere Geschichte, zurück zu „Hackney Diamonds“, auf dem sich echte Edelsteine finden. Die Stones führen ihre Fans nämlich in zwölf Songs lässig und mit ganz viel Spielfreude durch ihre unterschiedlichen Werkphasen und Stilrichtungen. Mal Rock, mal Country, mal Blues, mal Disco, mal Pop, mal Soul — alles ist auf ihrem insgesamt 26. Studioalbum (laut Wikipedia-Übersicht) zu finden. Alles, nur kein müder Abklatsch der Vergangenheit, denn die drei verbliebenen Ur-Steine Mick Jagger und Keith Richards sowie Ronnie Wood (seit 1975 an Bord) klingen ebenso frisch wie unverkennbar wie zeitlos.
Dazu kommt eine illustre Schar an hochkarätigen Gästen, die dem Album zusätzlichen Pep verleiht: Ein gewisser Paul McCartney zupft auf „Bite my Head Off“ den Bass. Wie war das nochmal mit der seinerzeitigen Glaubensfrage unter den Fans Rolling Stones oder Beatles? Es geht auch beides!

Ferner: Stevie Wonder (auf „Sweet Sounds of Heaven“) und Elton John („Get Close“ und „Live by the Sword“) spielen Piano, Ex-Bassist Bill Wyman (steig 1993 aus) macht bei Live by the Sword“ mal wieder mit und den 2021 verstorbenen Charlie Watts hört man in seiner letzten Studiosession — auf „Mess it up“ und ebenfalls „Live by the Sword“. Auf letzterem sind damit gleich fünf „Steine“ noch einmal vereint. „Charlie bleibt unser viertes Bandmitglied und sieht gerade auf uns herab. Wir vermissen ihn schrecklich. Steve Jordan ersetzt ihn nun. Charlie gab uns vor seinem Tod den Segen“, erklärte Richards. Und dann ist da natürlich noch Lady Gagas Stimmkraft, die „Sweet Sounds Of Heaven“ veredelt.
Fazit: Ein wirklich feines Album.

P.S.: Wer jetzt Gusto hat und noch kein Greatest-Hits-Album der Rolling Stones zu Hause hat — das soll es ja auch geben — der könnte bei „Forty Licks“ zuschlagen. Das Album mit 40 Hits wurde zum 40. Geburtstag der Band veröffentlicht und jetzt neu aufgelegt.

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