„Wart amal, Habibi!“

Wüste trifft auf Meer, Wolkenkratzer auf Beduinenzelt, Perlentauchen auf Erdölfunde. Eine Reise nach Katar, vergangenes Jahr als höchst umstrittener Austragungsort der Fußball-WM in aller Munde, eröffnet spannende Perspektiven auf Land und Leute. Noch wartet das Reich im Mittleren Osten auf den großen Touristenansturm, hat sich aber mit allem erdenklichen Luxus und interessanten Erlebnissen darauf eingestellt und präsentiert sich auch als Destination für Badeurlaub.

Nationalmuseum © Qatar Tourism

„Wart amal, Habibi!“ ruft uns unser Reiseführer zu. Karim heißt eigentlich Mohammed, will aber angesichts unzähliger Namenskollegen lieber Karim gerufen werden, stammt aus Ägypten und hat an der Universität in Kairo Deutsch studiert. Jetzt arbeitet er zehn Monate im Jahr als Reiseführer in der Hauptstadt von Katar, in Doha. Zwei Monate verbringt er in seiner Heimatstadt Luxor, wo Frau und fünf Kinder auf ihn warten.

Er ist einer der unzähligen hart arbeitenden und geringer entlohnten Arbeitsmigranten hier, denn von den 2,9 Mio. Einwohnern im Land sind nur 300.000 Einheimische. Katar ist etwas kleiner als Oberösterreich und eine Halbinsel, die von drei Seiten vom Meer und von der vierten von Saudi-Arabien begrenzt wird. Der unglaubliche Reichtum, den das 1935 von den Briten entdeckte Öl dem kleinen Land beschert hat, ist an allen Ecken und Enden spürbar. 1971 wurde das Land von den Briten in die Unabhängigkeit entlassen, seit 2013 regiert Emir Hamad bin Khalifa Al Thani, der in England seine Ausbildung genossen hat. Die tägliche Kamelparade vor einem seiner Paläste lockt Besucher an.

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Wüstentour mit Meeresstrand

So wie viele Linzer am Wochenende ins Salzkammergut fahren, zieht es die Katarer an ihren freien Tagen hinaus in die Wüste. Dort stellt ihnen der Emir zwischen Oktober und April Land zur Verfügung, auf dem sie traditionelle Zelte aufstellen, die allerdings luxuriös ausgestattet sind, Stichwort Klimaanlage & Co.. Die Zelte sind schwarz-weiß gestreift und geben so Auskunft über den Wohlstand der Besitzer: Überwiegt Weiß, dann weist das die Bewohner als reich an Kamelen und sonstigen Gütern aus, mehr Schwarz lässt auf den Besitz von Schafen und Armut schließen.

Für Touristen geht es mit geländegängigen Fahrzeugen hinaus in die Dünen, die in vielen Farbschattierungen leuchten. Nicht selten stockt einem bei den turbulenten Fahrten, auf denen sich die Vierräder auch manchmal im 90 Grad-Winkel die Sandberge hinunterstürzen, der Atem. Wer Glück hat, entdeckt in der sandigen Trockenheit auch seltene Pflanzen. Eine Stunde entfernt von der Hauptstadt liegt Khor Al Adaid an der Inland Sea, eine besondere Gegend, in der die Wüste auf das Meer trifft, die Dünen ragen hier bis zu 40 Meter in die Höhe. Katar sei neben Namibia das einzige Land, wo die Wüste direkt ans Meer reicht, erklärt man uns. In derselben herrschte zwar Bauverbot, es gibt aber auch Ausnahmen: Al Majles ist eine moderne Oase mit Restaurant, Garten und Liegen am Meer, herrlich zum Entspannen. Zum besonderen Erlebnis wird ein Ritt auf einem Kamel am Wasser entlang. Hier hält man auch Wüstenantilopen (Oryx), das Nationaltier Katars.

In der Falkenschule und auf einem Dhow Boot

Sind die Straßen von Doha gerade im von stylischen Wolkenkratzern bevölkerten Zentrum in der Hitze des Tages oft menschenleer, so erwacht die Stadt in der Nacht zum Leben. Im Souq Waquif werden landestypisches Essen, Kleider, Tiere oder Goldschmuck angeboten, man taucht in traditionelles Leben ein. Hier hat auch die Falkenklinik, die seit vielen Jahren von einer deutschen Tierärztin geführt wird, ihren Platz gefunden. In der Falkenschule harren die Nationalvögel auf schmalen Brettern sitzend der Dinge. Im jüngsten Viertel Al Mahal haben sich schicke Restaurants und ein Vergnügungspark direkt am Wasser angesiedelt. Ein Restauranttipp: Lassen Sie sich im Em Sherif mit einer bunten Auswahl an libanesischen Leckerbissen verwöhnen. Vielleicht nach einer abendlichen Tour mit Dhow Cruises — vom Wasser aus und mit landestypischer Musik lässt sich in den traditionellen Holzschiffen die nächtliche Skyline besonders schön erleben.

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Eine Augenweide eine besondere Pflanze, die inmitten der Stadt gewachsen ist: das Nationalmuseum, das einer Wüstenrose nachempfunden ist. Der französische Stararchitekt Jean Nouvel hat das fantastische Gebäude geplant, es beherbergt die Geschichte der Region ebenso wie alles, was mit dem Leben hier zu tun hat: von Wüstenlandschaft und deren Bewohnern über alte Traditionen bis zum Herrschergeschlecht. Und man erfährt, wie Perlentaucher einst ihr Handwerk pflegten.

Garantiert keine Wüstengegend ist Katar, wenn es ums Shoppen geht, für das regelrechte Paläste, zum Beispiel Place Vendome, nach historischem westeuropäischem Vorbild aus dem Boden gestampft wurden. Abendliche Wasserspiele machen den Einkauf hier zusätzlich zum Erlebnis.

Wer puren Badeurlaub, denn auch das ist in Katar möglich, erleben möchte, wird etwa in Abu Samra fündig. Hilton hat in einer ruhigen Gegend, etwa eine Autostunde von Doha entfernt, eine prächtige Anlage, die, in Weiß und Blau gehalten, von außen an griechische Häuser erinnert, und innen mit orientalischem Prunk nicht kleckert. 3,5 Kilometer Privatstrand inklusive und der größte Wasserpark von Katar gleich nebenan. Auf der Pearl, einer künstlich angelegten Insel am Rande von Doha und gebaut auf einem der letzten großen Perlentauchplätze, haben sich feine Hotels wie das Marsa Malaz Kempinski angesiedelt, das mit seinem grandiosen orientalischen Flair, monumentaler Architektur und palastartigen Gängen, einer schönen Gartenanlage und einer eigene Badebucht punktet. The Pearl lockt mit insgesamt 20 Kilometern feinstem Sandstrand.
Die beste Reisezeit für Katar sind die Monate März und April sowie November und Dezember. Die Temperaturen bewegen sich dann zwischen 24 und 32 Grad.

*Die Verfasserin nahm auf Einladung von Qatar Tourism an der Reise teil.

Text: Melanie Wagenhofer

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