Leichen jetzt auch in Linz

Soko Linz: Lokalaugenschein in der Tabakfabrik, TV-Start voraussichtlich 2022

Beim Kriminalisieren sollte man schon wissen, wo sich was bei einer Leiche befindet: Obduktionsraum beim Linzer „Polizeirevier“
Beim Kriminalisieren sollte man schon wissen, wo sich was bei einer Leiche befindet: Obduktionsraum beim Linzer „Polizeirevier“ © ORF/Roman Zach-Kiesling

Hobbysadisten steuern natürlich gleich das Verhörzimmer an. Wunderbar. Über einem Tisch hängt krimigemäß eine Neonröhre, damit sich der mutmaßliche Bösewichtling nur ja nicht wohl fühlt. Ein Hauch von Gummizellencharme, immerhin die Wände holzverkleidet. Durch einen fiesen Spiegel können die Ermittler im Kammerl nebenan den Verdächtigen beobachten. Oder die Verdächtige. So viel Emanzipation wird in der Soko Linz des ORF, in Koproduktion mit dem ZDF, hoffentlich sein.

An der rauen Donau

Halbzeit des Drehs zu Staffel 1, geplant sind 13 Folgen. Im Mai war Drehbeginn, Staffel 1 wird Ende September abgefilmt sein. In den Hauptrollen Katharina Stemberger als resolute Chefinspektorin Johanna „Joe“ Haizinger und Daniel Gawlowski als mehr ruhiger und bedachter Kriminalhauptkommissar Ben Halberg. Vorab war gestern die Pressemeute in das „Polizeirevier“ im Hauptgebäude 1 der Tabakfabrik geladen. Keine Schauspieler dabei, die Angst vor Corona sitzt tief.

Ginge es nach diversen TV-Serien (hinzu kommen unzählige Gemetzel etwa auf dem Büchermarkt), wären die Straßen in hiesigen Ortschaften fast täglich blutüberströmt. Frage des VOLKSBLATT an Katharina Schenk, seit 2018 Fernsehfilm-Chefin des ORF: Was unterscheidet die Linzer Soko von den bereits bekannten TV-Formaten? Natürlich sei auch die Linzer Soko atmosphärisch in den anderen beheimatet, sagt Schenk, aber der spezielle Charakter der Stadt wird eine gewichtige Rolle spielen. Die Einbettung in sanfte Hügel um die Stadt, die „roughere“ (raue) Donau, der Zugang „unaufgeregter, fast britisch“. Ganz sicher wird Soko Linz „nicht lieblich“, mit der derzeit auslaufenden Kitzbüheler Variante könne man die Linzer „nicht vergleichen“.

„Feines, frisches Produkt“

Filmarbeiten sind kein Neuland für die Tabakfabrik. Andreas Gruber baute das historische Gebäude in den Spielfilm „Hannas schlafende Hunde“ ein, Musiker von Parov Stelar bis „Superfeucht“ fanden hier eine passende Kulisse für Videoclips. Soko Linz ist noch einmal eine Kragenweite größer. „Von einigen Jahren gehen wir schon aus“ sagt hoffnungsfroh Chris Müller, Direktor der Tabakfabrik. Zwanzig Jahre Jahre hielt sich Soko Kitzbühel, ORF-Chefin Schenk lässt hoffen. Die ersten vier Folgen habe sie am Vortag erstmals im Rohschnitt gesehen: „Die Menschen können sich auf ein feines und frisches Produkt freuen.“

Vor zehn Jahren ging die Tabakfabrik an die Stadt Linz, der Verwendungszweck zunächst unklar. Einzig gewiss „nur keine Shopping-Mall“, sagt Müller. Jetzt ist sie wachsender Knotenpunkt für Kreative, für Digitales, für Start Ups, die in grauer Vorzeit Unternehmensgründungen hießen. Und „Polizeirevier“ für die Soko, die barocke und moderne, Industrie- und Kulturstadt gleichermaßen abbilden will. Jene Stadt, wie Müller hervorhebt, die auch einmal „Lieblingsstadt des Führers“ war. Auf den Trümmern des Krieges sei eine „liberale, tolerante, offene Stadt“ angestrebt worden: „Das ist Linz heute tatsächlich.“

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Bürgermeister Klaus Luger erzählt, wie Linz den Zuschlag für die Soko bekommen hat. Vergangenen November erste Gespräche mit dem ORF, er habe im Standortvergleich „gehofft. Denn man ist nie alleine auf der Welt.“ Es klappte, jetzt kooperiere man auf Augenhöhe, „einzigartig und exzellent“.

Fesche POLIZEI-Häferl

Luger hofft auf Außenwirkung der Serie über nationale Grenzen hinaus. Mit Zentrum in einem überschaubaren Innen-Drehort, von dem aus, in Verbindung mit Kollegen aus Deutschland und Tschechien, länderübergreifend ermittelt wird. Neben der ehemaligen Lösehalle der Tabakfabrikgeht es in den unspektakulären, ja schlichten Backstage-Raum, der zum Umkleiden dient. Hinein in das Büro mit den zwei Schreibtischen für Haizinger & Halberg, alles effektiv nah beieinander, im Film durch Schnittechnik räumlich erweitert. Obduktionsraum, Küche (wo dekorativ gleich drei POLIZEI-Häferl stehen), technisches Tüftlerzimmer. In diesen Räumlichkeiten wird auch Miriam Hie herumschwirren, der gute Geist des Reviers und so etwas wie heimliche Chefin. Die famose Kabarettistin („Who is Hie?“) einer der personellen Oberösterreich-Beiträge, aufgewachsen in Christkindl bei Steyr.

Von Christian Pichler

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