Meinung

von Bischof Manfred Scheuer

Leise Töne zu Ostern

Gastkommentar von Bischof Manfred Scheuer.

Wie unspektakulär beginnt doch die Osternachtsfeier – der bedeutsamste Gottesdienst des Jahres! Das Osterfeuer vor der Kirche, der stille Einzug in die nur spärlich erhellte Kirche, der sonore Gesang des Osterlobes (Exsultet): Der Beginn ist mehrheitlich von stillen und fast zögerlichen Elementen geprägt. Erst später – beim Gloria – setzt der Freudengesang ein.

Wer die Ostererzählungen in der Bibel nachliest, wird feststellen, dass auch in den Evangelien die Auferstehung in sanften, ja eher tastenden Worten beschrieben wird. Die Evangelisten haben es offenbar bewusst vermieden, dieses Wunder in bombastischen Metaphern und Beschreibungen auszumalen.

Es fällt auf, dass das leere Grab Verunsicherung und Angst auslöst. Die Begegnung der Frauen mit den Engeln, wo ihnen berichtet wird, Jesus sei auferstanden, ist eine knappe Passage. Der Dialog Maria Magdalenas mit dem auferstandenen Jesus, den sie für den Gärtner hielt, besteht aus ganz wenigen Worten.

Auferstehung wird auch im Alltag oft nicht mit lautem Getöse erlebt. Das Aufflackern des Lebens nach Niederschlägen und Phasen der Trauer geschieht nicht mit Pauken und Trompeten.

Erst im Nachhinein stellt sich oft heraus: Hier hat das Leben wieder Einzug gehalten. Dieses Wort, diese Geste hat mich wieder ins Leben geführt. Es sind oft die leisen und vermeintlich selbstverständlichen Gesten der Wertschätzung, die österliche Erfahrungen ermöglichen. Ostern ist beides: ein Fest der lauten Freude, aber auch der leisen Töne.

Frohe und gesegnete Ostern!

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