Lernen von den Pflanzen

Autorin und Physikerin Ille C. Gebeshuber im Kepler Salon

Autorin und Physikerin Ille C. Gebeshuber
Autorin und Physikerin Ille C. Gebeshuber © privat

Was ist die Spezies Mensch? Ein „nach vorne stolpernder Riese, der gerade mal so überlebt“, sagt Ille C. Gebeshuber. Im Mittelalter leitete der Glaube, seit der Renaissance Wissenschaft, heute ein unüberschaubarer „Wissenssturm“.

Notwendig künftig ein „Zeitalter des Verstehens“. Stagnation nach jahrhundertelanger Wachstumsideologie sei unausweichlich, so Gebeshuber, danach eine „kluge“ oder „dumme“ Variante: sanfte Landung oder Crash.

Die Physikerin aus Bruck/Mur ist Professorin an der Technischen Universität Wien. 2017 war Gebeshuber „Österreicher des Jahres“ in der Kategorie Forschung, im selben Jahr mit „Wo die Maschinen wachsen“ auf der Shortlist zum Wissenschaftsbuch des Jahres. Ihr aktuelles Buch heißt „Eine kurze Geschichte der Zukunft“ (Herder 2020), am Montag sprach Gebeshuber im virtuellen Linzer Kepler Salon.

Ungeheuerliches fordern

Die Indische Senfpflanze saugt aus dem Boden feines Gold. Der Löwenzahn nimmt Kupfer und Kadmium auf. Der Flügel eines malaysischen Schmetterlings wurde untersucht: seine Farbe kein grünes Pigment, sondern „Strukturfarbe“ (ähnlich Seifenblasen). Anwendungen im Fassadenbau (Temperaturregulierung) und zum Erkennen von Krankheiten. Magnetische Bakterien, Pflanzen, die aus Elektronikschrott wertvolle Metalle aufnehmen. Technik kann von Biologie lernen (Klettverschluss!), der Name: Bionik.

Gebeshuber bezeichnet sich als gläubige Katholikin, zitiert aus Papst Franziskus´ Enzyklika „Laudato si’“. Der gegenwärtige Lebensstil nicht aufrechtzuerhalten, tatsächlich das Ungeheuerliche gefordert, eine Bewusstseinsänderung. „Leben, lernen und lieben“ in den Worten Gebeshubers. Nicht mehr das Ziel, „dass wenige gewinnen, sondern dass keiner mehr verliert“. Klingt das fremd für heutige Ohren?

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Gebeshuber lacht gerne, „manche denken, ma’ hod an Huscher“. Die Propaganda, zumal in Social Media, trommle noch egomanischen „Erfolg“. Gegen Klimakrise oder Artensterben hilft das nicht. Wunderbar hingegen Gebeshuber zuzuhören, aus ihrem Mund klingt sogar „Nachhaltigkeit“ glaubwürdig. Moderatorin Sibylle Trawöger nennt eine Adresse, wo Gespräche zwischen Wissenschaft, Kunst und Kirche stattfinden: forum-st-stephan.at. Die Gespräche im Kepler Salon sind unter jku.at/kepler-salon abrufbar.

Von Christian Pichler

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