Linzer Weg: Tierversuche nein, außer es gibt keine Alternative

MedFakultät richtet Tierethikrat ein, dem auch sechs Laien angehören

Tierversuche „Nein, aber“ ist der Weg, den die Linzer Kepler Uni in der Biomedizinischen Forschung geht, und damit bei der Genehmigung strenger sein will, als es das nationale Gesetz und die EU-Richtlinie vorgeben.

Das heißt, Tierversuche – in Österreich gibt es pro Jahr rund 200.000 – nur dann zuzulassen, wenn es keine Alternative gibt.

Nach Schwedischem Vorbild ist man gerade dabei, einen Tierethikrat aufzubauen, dem neben sechs Experten (Ärzte, Tierschützer, Juristen) auch Laien angehören sollen, berichteten JKU-Rektor Meinhard Lukas, Dermatologie-Professor und stv. Forschungsdekan Wolfram Hötzenecker sowie EUSAAT-Präsident Winfried Neuhaus, am Montag im Vorfeld des EUSAAT-Kongresses (European Society for Alternatives to Animal Testing) in Linz.

Drei Grundsatzfragen

Wird der Tierversuch in drei zentralen Fragen – sind die Erkenntnisse auf den Menschen übertragbar, ist der Nutzen größer als der Schaden für das Tier und stimmt die Qualität der Methode – per Mehrheitsentscheid abgelehnt, kann er nicht mehr eingereicht werden. Andernfalls ist eine Überarbeitung des Antrags zulässig, erläutert Hötzenecker. Wird der Versuch zugelassen, geht der Antrag ins Wissenschaftsministerium, das letztlich die Freigabe gibt. Der Vorsitzende des Tierethikrats geht davon aus, dass das Gremium im zweiten Quartal 2023 seine Arbeit aufnehmen wird.

Das größte Forschungsfeld an der Linzer Medizinischen Fakultät, wo es ohne Tierversuche nicht gehen wird, ist der Bereich der Immunologie, auch im Bereich künst- licher Netzhaut des Auges und in der Krebsforschung könnten Anträge eingereicht werden, so Hötzenecker im Gespräch mit dem VOLKSBLATT. Gerade bei Blutkrebs gebe es aber schon gute Ersatzmethoden mit künstlichen Zellhaufen.

Solange es nicht möglich ist, Tierversuche zu ersetzen, gilt es sie zu verringern – was in den vergangenen zehn Jahren sukzessive gelang – und im Sinne des Tierwohls zu verbessern. Das entspricht den 3R-Prinzipien der EUSAAT – „Replace, Reduce, Refine“, also „Vermeiden, Verringern, Verbessern“. Aktuell wird in Linz eine Professur „Ersatzmethoden Tierversuche“ ausgeschrieben.

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