Lorbeeren für „Grüngeflammtes“

Gmundner „Flammen von Keramik“ immaterielles UNESCO-Kulturerbe

Weltweit älteste erhaltene Schale in dieser Technik, in den Sammlungen des Landesmuseums: die Godenschale.
Weltweit älteste erhaltene Schale in dieser Technik, in den Sammlungen des Landesmuseums: die Godenschale. © OÖ Landes-Kultur

Die österreichische UNESCO-Kommission hat im April 2021 drei neue „Elemente“ in die nationale Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen, darunter eines aus Oberösterreich: das „Traditionelle Handwerk in Gmunden: das Flammen von Keramik.“ Damit ist ein weiteres, bedeutendes, handwerkliches Kulturerbe Oberösterreichs ausgezeichnet worden.

Insgesamt finden sich derzeit auf der österreichischen Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO 136 Traditionen, 30 davon kommen aus Oberösterreich oder stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Land. Neu aufgenommen wurden auch der Tiroler Brauch des „Anklöpfelns“ und das Trockensteinmauern (für Weinterrassen etc.).

„Jede Tradition und jedes Brauchtum, das in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes Eingang findet, muss über mehrere Generationen hinweg bis in die Gegenwart gelebt werden“, sagt Landeshauptmann Thomas Stelzer. „Das unterstreicht, wie lebendig Traditionen in Oberösterreich gepflegt werden und wie sehr sie auch in der Gegenwart unseren Alltag prägen. Die Bewahrung unserer Heimat, unserer Traditionen und Wurzeln ist ein zentraler Auftrag in Oberösterreich.“

Ein Kulturschatz

Fast jedem Österreicher ist das „Grüngeflammte“ der Gmundner Keramik ein Begriff. Die Technik ist bereits im 17. Jahrhundert in Gmunden nachweisbar, ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde dort die typische Musterung mit Bänderung in Grün auf weißem Glasurgrund verwendet. Diese sehr spezifische Auszier etablierte sich unter der Bezeichnung „Grüngeflammtes Geschirr“.

In den Sammlungen des OÖ. Landesmuseums verbirgt sich hinter der schlichten Inventarnummer K 133 ein bedeutender Kulturschatz. Bei der Godenschale mit weißer Zinnglasur und grüngeflammtem Dekor handelt es sich um die weltweit älteste erhaltene Schale in dieser Technik. Hergestellt wurde sie in Gmunden im zweiten Viertel des 17. Jahrhunderts.

Die berühmte Godenschale wurde 1907 bei Umbauarbeiten in Schwanenstadt gefunden und ging als Schwanenstädter Fund in die Geschichte ein. Der Erwerb durch das Landesmuseum wurde durch Spenden von oberösterreichischen Firmen und Privatpersonen möglich. Letztere, darunter auch die Förderer des Landesmuseums, tragen auch heute noch wesentlich zur Sammlungserweiterung bei. So konnte zuletzt ein großer Teil der von der Wiener Werkstätte gestalteten Ladeneinrichtung der Schleiss Keramik Gmunden erworben werden.

Eine Ausstellung im November wird im Landesmuseum die Geschichte der Gmundner Keramik von Grüngeflammt bis zu den farbenfrohen Fayencen würdigen. Erzählt wird auch die Entwicklung von einstmals vielen Werkstätten bis zu einer der wenigen, heute noch bestehenden. In begleitenden Workshops — eine Kooperation mit dem Unternehmen Gmundner Keramik — können verschiedene Techniken erlernt und vertieft werden. Ein Teil des Vermittlungsprogramms werden Kurse zur Arbeit mit 3D-Keramikdruckern sein. Parallel zur Ausstellung erscheint eine Publikation zur Geschichte der Gmundner Keramik.

Eine Akademie

Anlässlich der Erhebung der Gmundner Flammtechnik zum immateriellen Kulturerbe wird im Laufe dieses Jahres die Academy of Ceramics Gmunden (AoCG) gegründet. „Wir wollen dazu beitragen, dieses großartige, traditionelle Handwerk in die Zukunft zu führen. Dazu ist es nötig, all jene zu fördern, die sich diesem Metier verschrieben haben“, freut sich Alfred Weidinger, Direktor der OÖ Landes-Kultur GmbH, auf die 2022 beginnenden Projekte.

Das könnte Sie auch interessieren