Luxemburgische Verschmelzung der Kulturen

Kulturhauptstadt: Eröffnung Esch2022 für 26. 2. geplant – Projekte mit französischen Partnern

Esch, 36.000 Einwohner, Europäische Kulturhauptstadt 2022: Industrielle Vergangenheit prägt die Region, sie soll das ganze Jahr über grenzüberschreitend neu „gemischt“ werden.
Esch, 36.000 Einwohner, Europäische Kulturhauptstadt 2022: Industrielle Vergangenheit prägt die Region, sie soll das ganze Jahr über grenzüberschreitend neu „gemischt“ werden. © Tokonoma

Nirgendwo in Luxemburg treffen Vergangenheit und Zukunft sichtbarer aufeinander als in Esch. Neben längst erkalteten Hochöfen stehen moderne Unigebäude, alte Industriebauten grenzen an schicke Appartementhäuser, und auf den Straßen geht es international zu: 120 Nationen sind in Luxemburgs zweitgrößter Stadt zu Hause.

An der großen Vielfalt setzt Esch als Europas Kulturhauptstadt 2022 an – und nimmt unter dem Motto „Remix Culture“ gleich eine ganze Region mit.

Rund 160 Projekte mit mehr als 2000 Events plant die Stadt im Süden Luxemburgs zusammen mit Gemeinden im angrenzenden Frankreich. In Luxemburg sind elf Gemeinden, in Frankreich acht Gemeinden mit insgesamt rund 200.000 Einwohnern im Boot.

Thema ist, was die Region eint: Eine gemeinsame industrielle Geschichte aus Erz und Stahl, die kulturelle Vielfalt – und Visionen für ein grenzenloses Europa. Durch das „Remixen“ in verschiedenen Kategorien (Kunst, Europa, Natur) soll Neues entstehen und die Öffentlichkeit zum Mitmachen bewegt werden.

Die Macher haben Buntes im Angebot: vom Europäischen Fantastikfestival über kulinarischen „Geschmack der Region“, grenzüberschreitendes Theater, Ausstellungen zum industriellen Erbe, moderner Musik bis zum Feuerfestival. „Im Süden Luxemburgs hat der Ursprung der Einwanderung in Luxemburg stattgefunden“, sagt die luxemburgische Kulturministerin Sam Tanson. Mit dem Abbau von Eisenerz in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kamen Tausende Arbeiter aus anderen Ländern in die Region mit der eisenhaltigen roten Erde. Heute sind fast die Hälfte der knapp 650.000 Einwohner Luxemburgs Nicht-Luxemburger.

Eröffnung mit „Remix“

Die große Eröffnungsparty von Esch2022 ist für den 26. Februar geplant. Sie soll als „Remix Opening“ in Esch und Esch-Belval steigen, als „partizipative Erfahrung“, bei der jeder, der will – vom Straßenkünstler bis zum Zirkusartisten – mitmachen kann. Wegen der zugespitzten Coronalage mache man sich Gedanken, sagt Bürgermeister Georges Mischo, Präsident von Esch2022. „Alle größeren Events sind natürlich mit Corona weiterhin infrage gestellt.“

Vor dem offiziellen Start läuft bereits ein Aufwärmprogramm in den Regionen. Die lokale Kunstszene ist dabei ebenso eingebunden wie internationale Spitzenkünstler. Für Esch2022 mit dem Schwerpunkt auf Zeitgenössischem hat Esch viel Geld in die Hand genommen. 32 Millionen Euro seien für Umbauten, Renovierungen und Infrastruktur geflossen. Weitere 10 Millionen Euro gab die Stadt zum Projekt, vom Staat kamen 40 Millionen Euro.

Wichtige Ausstellungsorte werden in Esch-Belval auf einem früheren Stahlhüttengelände sein. Etwa Medienkunst in einer sanierten Möllerei: Als erste Ausstellung steht „Hacking Identity – Dancing Diversity“ von Peter Weibels Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe (ZKM) auf dem Programm.

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