Alle wollen das Jesuskind sehen

Ein (in unseren Zeiten ja unübliches) herrliches Gedränge herrscht in den Krippen von Robert Himmelbauer: Das Markenzeichen des bekannten oö. Künstlers, der gerade seinen 90. Geburtstag gefeiert hat, sind dicht um das weihnachtliche Geschehen gruppierte Figuren mit ausdrucksstarken Gesichtern, die wohl alle das Jesuskind sehen wollen. Himmelbauers eigene Geschichte ist die vom Buben aus ärmlichen Verhältnissen zum angesehenen Schöpfer großartiger Objekte, die im In- und Ausland in Museen und Kirchen zu sehen sind.

„Als Kind hab i Dreck batzt“, sagt Himmelbauer. Spielzeug habe es nicht gegeben, so habe er dann halt aus Schlier Manderl, Kekse, Brot und Kipferl geformt. Seine Mutter, Dirn auf einem Bauernhof, hat ihn 1931 in Unterweißenbach als lediges Kind geboren, aufgewachsen ist Himmelbauer bei einem Onkel, einem Schuster, der selbst elf Kinder hatte. Im Alter von 14 Jahren kam er in die Lehre zu einem Schneider in Tragwein.

Erste Figuren entstanden mit dem Schusterkneif

Foto: Manfred Schauer

„In der Familie mütterlicherseits gab es einen Bildhauer, den Langthaler von Pierbach“, erzählt Himmelbauer. Das Talent ist ihm also in die Wiege gelegt worden und die Freude an künstlerischer Arbeit immer wieder durchgekommen. Himmelbauer war schon verheiratet, als er 1956 seine erste Krippe gebaut hat. Anfangs arbeitete er auch mit Holz, schnitzte mit einem Schusterkneif Figuren. Der Großteil seiner Werke entstand jedoch aus Ton, der gebrannt und anschließend von ihm bemalt worden ist.

Robert Himmelbauer widmete jede freie Minute seiner Kunst. Im Hintergrund lief in der Werkstatt dabei stets klassische Musik. Foto: Manfred Schauer

Beruflich ist Himmelbauer nach der Schneiderei und Stellen als Telegrafenbauer, Zeitungsausträger und Straßenbahnschaffner schließlich bei der Diözesanfinanzkammer gelandet, wo er bis zu seiner Pensionierung 32 Jahre lang beschäftigt war. Dort entdeckte und förderte man auch sein Talent: Dem damaligen Vize-Direktor Monsignore Karl Füglister fiel eines Tages die Nepomuk-Figur auf, die in Himmelbauers Büro stand. Füglister habe ihn ganz begeistert nach dem Künstler gefragt und als er sich dazu bekannte, gemeint: „Sie müssen weiter lernen!“ Himmelbauer besuchte Volkshochschulkurse, lernte und arbeitete in den Bildhauerwerkstätten von Hannes Haslecker, Peter Dimmel und Alois Lindner mit, entwickelte sich weiter und machte sich einen Namen. Jede freie Minute verbrachte er mit seiner Kunst, besonders viel freilich jedes Jahr vor Weihnachten. Neben Krippen gestaltete er auch andere religiöse Objekte.

Die mehrteilige Krippe in der Pöstlingbergkirche, die Krippe und der Altar in der Taufkapelle in der Kirche St. Markus in Linz-Urfahr, die künstlerische Gesamtgestaltung der wiedererrichteten barocken Schweikelbauer-Kapelle in Ried im Innkreis, der Kreuzweg in der Stiftskirche Reichersberg … Heute stehen Krippen und andere Arbeiten von Himmelbauer in vielen Gotteshäusern im Land. „Der Höhepunkt war, als von der UNESCO eine meiner Krippen das Krippenmuseum in Bethlehem angekauft worden ist“, erzählt Himmelbauer. Dabei habe er sich gerade von dieser Krippe zuerst gar nicht trennen wollen: In ihr hatte er nämlich seinen kurze Zeit zuvor verstorbenen Ziehbruder verewigt, der immer sehr gut zu ihm gewesen sei. Himmelbauer ließ sich dann doch überreden. Auch in Museen und bei großen Ausstellungen in Italien, Deutschland oder Holland wurden Arbeiten von ihm gezeigt.

Inspiriert von klassischer Musik und Nächstenliebe

Bei der Arbeit hat der Künstler immer klassische Musik gehört, die ihm wichtige Impulse geliefert hat. In seinen Werken käme seine Religiosität und die Liebe zum Nächsten in den Szenen und Geschichten der Bibel zum Ausdruck. „Meine Krippen sind Jubel, Freude, ich mache alles aus Liebe“, sagt Himmelbauer. Eine Freude, die er auch an seine Kinder weitergegeben hat, die schon in jungen Jahren mitgearbeitet haben. Vor allem sein Ältester, Karl, habe Talent, erzählt Himmelbauer voll Stolz und Respekt, dieser würde ihn an Fertigkeit manchmal sogar übertreffen. In Hirschbach, wo Himmelbauer seit vielen Jahren lebt, hat er das Bauernmöbelmuseum Edlmühle mit aufgebaut.

Vor ein paar Tagen hat Himmelbauer seinen 90. Geburtstag gefeiert und in diesem Jahr beschlossen, mit Auftragsarbeiten aufzuhören. „Ich habe heuer meine letzte Krippe gebaut. Meine Hände machen nicht mehr mit.“

Das Bauernmöbelmuseum in Hirschbach zeigt bis 6. Jänner Werke von Robert Himmelbauer. Infos: www.4242.at/museum Foto: Herbert Schauer

Seine Arbeiten kann man aktuell nicht nur in den erwähnten Gotteshäusern bestaunen, sondern auch im Bauernmöbelmuseum in Hirschbach, das dem Jubilar die Ausstellung „Ein Leben für die Kunst – Robert Himmelbauer“ widmet, die sein Schaffen von den Anfängen bis in die Gegenwart zeigt.

Text: Melanie Wagenhofer

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