Angie meistert ihr Schicksal

Angie Berbuer ist 21 Jahre alt, als sie bei einem schweren Autounfall 2019 beide Unterschenkel verliert. In „Mein Glück ist meine Entscheidung – Wie ich meine Beine verlor und mein Lächeln behielt“ erzählt sie von ihren Höhen und Tiefen und wie sie letztlich die Schwierigkeiten meisterte.

Mit ihren High-Tech-„Federn“ ist Angie flott unterwegs. Ihr Motto: „Ich habe nicht keine Beine, ich habe drei Paar.“ © privat

Die junge Frau, die heute mit ihren Hunden in Köln lebt, wollte nach dem Abitur beruflich zum Bundeskriminalamt, daher stählte sie ihren Körper mitunter mehrmals täglich im Fitnessstudio, um die Aufnahmeprüfung zu schaffen. Dann sollte die erste Ausfahrt mit einem Freund in dessen neuem Auto ihr Leben von Grund auf verändern.

Ein zunächst harmloser Unfall endete mit einer schweren Behinderung. Angie wollte gerade das Pannendreieck aus dem Kofferraum holen, als sie auf der Autobahn ein italienischer Krankentransporter voll traf und samt dem Unfallauto ihres Bekannten etliche Meter nach vor schob. Durch die Wucht des Aufpralls wurden der jungen Frau beide Unterschenkel abgerissen, auch die linke Gesichtshälfte war schwer in Mitleidenschaft gezogen. Zwei ausgebildeten Ersthelfern, der Nähe zum nächsten Krankenhaus und der guten medi- zinischen Versorgung dort, verdankt sie ihr Leben.

Nur zwei Tage um ihre Beine getrauert

Nachdem Angie im Spital wieder zu sich kam, dauerte es zwei Tage, in denen sie um ihre Beine getrauert und schließlich akzeptiert hat, dass ihr Leben nun in anderen Bahnen verlaufen wird. Beruhigt war sie, als die Ärzte ihre zwei zentralen Fragen, ob sie wieder Sport machen und Kinder kriegen kann, bejahten. Danach musste sie nur noch ihre Angehörigen trösten.

Sechs Tage nach dem Unfall im November befand sich die junge Frau aufgrund ihrer guten Kondition bereits wieder auf der Normalstation. In den zwei Monaten im Spital machte sie so rasante Fortschritte, dass sie danach gar nicht mehr auf Reha gehen wollte. Schon im Spital wurde der jungen Frau, die bereits als Kind gelernt hat, sich zu behaupten und nicht unterkriegen zu lassen – wie sie im Buch ausführlich schreibt – klar, dass sie mit ihrem Schicksal anderen Mut machen will.

Bereits wenige Tage nach dem schrecklichen Unfall postete Angie ein Foto aus dem Krankenhaus und schrieb dazu: „Ich bin eine Powerfrau und ich werde es von jetzt an in die Welt schreien. In den letzten Tagen ist einiges passiert in meinem Leben. Unter anderem habe ich ab den Knien beide Beine verloren und ich möchte diesen Weg mit euch teilen.“ Seither ist Angie Influencerin und hat sowohl auf Instagram als auch auf TikTok Tausende Follower.

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Nur wenige Wochen hielt sie es nach dem Krankenhaus-Aufenthalt zu Hause bei ihrer Mutter aus, dann zog Angie wieder in eine eigene Wohnung und setzte sich ein Ziel nach dem anderen. Heute ist sie je nach Bedarf oder Situation mit dem Rollstuhl oder ihren High-Tech-Prothesen – pro Bein im Wert von 70.000 Euro – mobil. Sie fährt selbst Auto und betreibt Sport – u. a. Laufen und Klettern. „Jedes Mal, wenn ich ein Ziel erreicht habe, wusste ich, dass ich das dann noch kann“, schildert sie: „Ich spüre meine Beine noch, der Kopf bekommt die ganze Zeit Signale.

Es ist ein Gefühl, wie wenn ein Bein einschläft. Ich will mir das Gefühl aber nicht abtrainieren.“ Behindert fühlt sie sich eigentlich nur, wenn wie zuletzt auf Reisen die vereinbarte Badewanne, die sie zum Duschen benötigt, nicht vorhanden ist. „Dann fühle ich mich ausgegrenzt.“ In ihrer Wohnung ist natürlich alles barrierefrei. Als Influencerin macht sie jetzt immer wieder auf simple Dinge aufmerksam, die für einen Menschen mit Beeinträchtigung zur großen Hürde werden kann. Die heute 23-Jährige empfindet sich trotz Handicap als glücklichen Menschen.

Angie Berbuer, Mein Glück ist meine Entscheidung, Wie ich meine Beine verlor und mein Lächeln behielt, Topicus, ISBN: 978-2-49671-054-0

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