„Faulenzertage“ für Pflegende

Damit pflegende Angehörige von Kindern mit Beeinträchtigung einmal etwas Abstand vom anstrengenden Alltag bekommen, hat Hermann Schmid vor vielen Jahren die „Faulenzertage“ in Bad Loipersdorf und Bad Schallerbach initiiert.

Mit 20 Jahren wurde bei Hermann Schmid (58) Polyneuropathie diagnostiziert, aber schon im Volksschulalter zeichnete sich ab, dass seine körperliche Entwicklung anders verläuft.

Mit 25 Jahren wurde der junge Mann wegen seiner erblich bedingten Nervenerkrankung pensioniert. Seither engagiert er sich ehrenamtlich für Themen rund um den Bereich Behinderung. Er hat mit seinem Behindertenservice (www.behindertenservice.at, Tel. 0664/101 95 11) unter anderem die „Faulenzertage“ für pflegende Angehörige von Kindern mit Beeinträchtigung ins Leben gerufen und will den Eltern auf diese Weise eine Auszeit vom Pflegealltag ermöglichen.

„Entscheidend ist, dass die Eltern während ihres Urlaubs eine gute Betreuung für ihr Kind finden – manche von ihnen sind schon erwachsen oder gar selbst im Pensionsalter – und dass beide Seiten, Eltern, wie Kind, mental dazu bereit sind“, erläutert Schmid im Gespräch mit dem VOLKSBLATT: „Sie müssen sich vorstellen, wie unangenehm es ist, plötzlich die Intimpflege von jemand anderem als den Eltern durchführen zu lassen. Allerdings gibt es ja auch Situationen, wo der pflegende Angehörige selbst ins Spital muss und es dann gar nicht anders geht.“

Hermann Schmid ist in der Therme vor Ort und bietet umfassende Beratung an. ©privat

Für Interessierte gibt es heuer zwischen 3. und 26. März sowie 3. und 26. November die Möglichkeit, mehrere Tage zu einem Sonderpreis – Thermeneintritt und Übernachtung um 77 Euro pro Tag – in Loipersdorf zu verbringen. „Ich bin dann vor Ort und berate die Teilnehmer – meist ist es ein Elternteil – manchmal sind es auch Ehepaare, zu Fragen im Behindertenbereich, etwa wo sie eine Förderung beantragen oder eine gute Rechtsauskunft erhalten können“, schildert Schmid, der aufgrund seiner Erkrankung seit acht Jahren im Rollstuhl sitzt.

Die Reaktionen sind sehr positiv, wie das Beispiel eines Ehepaares zeigt, das beim ersten Mal mit Bedenken für ein Wochenende nach Loipersdorf gefahren ist. Mittlerweile haben sie das Angebot schon fünf Mal genützt und blieben jeweils eine ganze Woche: „Es war für uns Eltern, aber auch für unseren Sohn eine positive Erfahrung. Nicht nur, dass wir dort ausspannen konnten, sondern wir hatten die Möglichkeit, uns umfassend zu informieren. Auch im Kreis gleich Betroffener wurden wir sofort aufgenommen, es haben sich Freundschaften entwickelt.“

Schmid hat auch mit der Therme in Bad Schallerbach ein Arrangement für Ein-Tages-Auszeiten, die relativ flexibel in Anspruch genommen werden können, gemacht. Ein kleiner Tipp: Seitens des Landes gibt es für den pflegenden Angehörigen einen Kostenzuschuss für die Auszeit.

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