Neues Hörerlebnis

Eine neue Technologie ermöglicht die Überprüfung des passenden Sitzes des Cochlea-Implantats bereits während der Operation.

Die Entwicklung von Cochlea Implantaten schreitet stetig voran. Seit 1981 wurden mehr als 700.000 Geräte Patienten in über 180 Ländern eingesetzt. © iStock.com/peakSTOCK

Schätzungen zufolge sind in Österreich etwa 1,6 Mio. Personen von Hörproblemen betroffen – in etwa jeder Sechste. Besonders Menschen mit schweren Höreinschränkungen können sich im Alltag von ihren Mitmenschen abgeschnitten fühlen. In den meisten Fällen muss das nicht sein, da es heute vielfältige Behandlungsmöglichkeiten gibt.

Cochlea-Implantate können Personen mit mittlerem bis vollständigem Hörverlust ermöglichen, Klänge wieder klarer wahrzunehmen und Sprache besser zu verstehen. Das System besteht aus zwei Komponenten: einem externen Soundprozessor und einem Innenohr-Implantat, das von einem Chirurgen unter der Haut eingesetzt wird.

Soundprozessor und Implantat umgehen gemeinsam den geschädigten Teil des Ohres und leiten den Schall direkt über eine Elektrode an den Hörnerv weiter.

Echtzeit-Feedback zur Platzierung

Mithilfe des sogenannten Cochlear Nucleus SmartNav Tools erhält der Chirurg bereits während der Operation Echtzeiteinblicke zur bestmöglichen Platzierung der Elektrode. Über eine iPad-basierte App und einen am Kopf getragenen Soundprozessor kann der Chirurg die Position der Elektrode nachverfolgen und überwachen. Ohne dieses Tool ist diese Überprüfung erst nach der Platzierung etwa mithilfe von Röntgenaufnahmen möglich.

Univ.-Prof. Gerd Rasp, Vorstand der Uniklinik für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten in Salzburg und Spezialist für Cochlea-Implantate, fasst seinen Eindruck nach der ersten OP mit dem neuen Tool zusammen: „Diese Innovation ist eine Bereicherung, da sich damit die Position der Elektrode noch leichter optimieren lässt. Mögliche Probleme beim Einführen kann man in Echtzeit erkennen und sofort beheben. So ist ein schonenderes Arbeiten möglich und die Qualität der Operation wird verbessert.“ Auch die zuständigen Audiologen Stefan Tschani und Martin Leyrer sehen die Vorteile: „Durch das detailliertere Feedback werden während der Operation mehr Informationen gesammelt, die später helfen, das Hörerlebnis der Patienten zu erklären.“

Die neusten Generationen der Soundprozessoren lassen sich direkt mit dem Smartphone verbinden. So kann man Telefongespräche sowie Musik direkt auf das Cochlea-Implantat-System übertragen. Und bald sollte es möglich sein, dass Patienten mithilfe von telemedizinischen Lösungen einfach und bequem von zu Hause aus virtuell versorgt werden können. Dadurch lassen sich in Zukunft Probleme, die auftreten, wohl oft schon über die Ferne identifizieren und häufig gleich lösen. Auch jährliche Kontrolltermine, die momentan in den Kliniken stattfinden, können Patienten, die grundsätzlich gut eingestellt sind, virtuell besuchen.

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