Revolutionäre Wohnform

Als Sprungbrett in ein selbstständiges, eigenverantwortliches Leben in den eigenen vier Wänden dient die Casa, ein Assista-Wohnverbund für Menschen mit Beeinträchtigung in Linz. 1997 ein völliges Novum, ist sie mittlerweile zum Vorbild für selbstbestimmtes Leben in der Stadt geworden. Heuer wurde das 25-jährige Bestehen gefeiert.

Vor 25 Jahren war die Casa eine revolutionäre Wohnform in Linz und hat als Vorbild für die spätere Wohnoffensive des Landes Oberösterreich gedient. Heute steht sie für selbständiges und individuelles Leben für Menschen mit körperlicher und mehrfacher Behinderung. © Assista

Ein selbstbestimmtes Leben in der Stadt – für Menschen mit Beeinträchtigung ist das bis heute noch nicht immer möglich. Assista Soziale Dienste setzte schon vor 25 Jahren ein Zeichen und eröffnete ein gemeinschaftlich geplantes Wohnprojekt nach skandinavischem Vorbild. Die Idee, außerhalb einer Großeinrichtung im städtischen Bereich eine Wohn- und Betreuungsform für Menschen mit körperlicher und neurologisch bedingter Beeinträchtigung zu schaffen und Betroffenen trotz hohen Betreuungsaufwands ein Leben „mittendrin“ zu ermöglichen, wurde 1997 Wirklichkeit. Die Planung erfolgte gemeinsam mit beeinträchtigten Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die bis dahin im „Dorf“ in Altenhof am Hausruck wohnten.

Betreuer im Wohnwagen

Die dringende Notwendigkeit, am seit 1978 bestehenden Standort Sanierungsarbeiten durchzuführen, gaben Anfang der 1990er- Jahre den Anstoß, ein passendes Ausweichquartier für einen längeren Zeitraum zu suchen. So wurde in der Siemensstraße in Linz ein Bungalow angemietet und provisorisch adaptiert. Denn Stadthäuser waren zum damaligen Zeitpunkt nur wenig bis gar nicht barrierefrei. Eine Rampe wurde montiert und der Umzug von neun jungen Menschen in die große Stadt konnte umgesetzt werden.

Doch auch Mitarbeiter aus Altenhof mussten mitsiedeln. Nur, wohin mit ihnen? Ein Wohnwagen musste her und wurde kurzerhand im Garten aufgestellt, um als Büro bzw. Schlafmöglichkeit für die Mitarbeiter zu dienen. „Unvorstellbar, was damals möglich war“ erinnert sich Markus Lasinger, heutiger Geschäftsführer von Assista, mit einem Lächeln im Gesicht.

Diese provisorische Lösung wurde für etwa zweieinhalb Jahre beibehalten. Nach Abschluss der Renovierungsarbeiten in Altenhof erfolgte ein neuerliches Umsiedeln. Doch nicht alle wollten wieder zurück. Sechs Personen wollten das Stadtleben nicht so einfach wieder aufgeben. Nach Übergabe des Vorkaufsrechtes für das Grundstück in der Siemensstraße vom Trägerverein „Lebenswertes Leben“ an die Neue Heimat Oberösterreich Gemeinnützige Wohnungs- und SiedlungsgesmbH wurde am Standort des Bungalows ein Mehrparteienhaus errichtet, in welchem Assista das gesamte Erdgeschoß für ihre erste ausgegliederte Wohnform Casa zur Verfügung gestellt wurde.

Zu Beginn diente ein Wohnwagen als Büro und Schlafstätte für die Casa-Betreuer.

Hier entstanden eine Wohngemeinschaft für sechs Personen, eine Paarwohnung, eine „Trainingswohnung“ und drei Servicewohnungen.

Laut Infoservice des Sozialministeriums hat die Casa, inzwischen ein Begriff für selbständiges und individuelles Leben für Menschen mit körperlicher und mehrfacher Behinderung, als Vorbild für die spätere Wohnoffensive des Landes Oberösterreich gedient.
Menschen mit Beeinträchtigung, die ein eigenständiges Leben in den eigenen vier Wänden führen wollen, werden von Assista bei der Erreichung dieses Zieles unterstützt.

Rund zehn Personen konnten bisher von einer vollbetreuten Wohnsituation über die Casa in ein Leben in einer eigenen Wohnung mit Betreuung durch mobile Hilfsdienste oder persönliche Assistenz begleitet werden. Und auch nach vielen Jahren der Eigenständigkeit pflegen ehemalige Bewohner immer noch persönliche Kontakte zu den Betreuungspersonen von damals.

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