Vollzeit-Job für Mutter

Ein autistisches Kind ist ein Vollzeitjob für die Betreuungsperson, in der Regel die Mutter. Denn Kinder mit Autismus brauchen die Sicherheit, zu wissen, was als nächstes kommt. Im Kindergarten des Diakonie Zentrum Spattstraße in Linz werden zehn Kinder mit Autismus-Spektrum- Störung betreut. Jakubs Mutter versucht zu Hause alles so zu machen, wie ihr Sohn es dort gelernt hat.

Emira H. arbeitet grundsätzlich in der Nachmittagsbetreuung und liebt ihren Job. „Ich möchte unbedingt wieder arbeiten gehen“, sagt sie. Derzeit ist sie in Pflegekarenz, um ihren Sohn Jakub (6), bei dem mit 19 Monaten die Diagnose Autismus-Spektrum-Störung (ASS) diagnostiziert wurde, bestmöglich zu betreuen. „Ich mache es zu Hause, wie Jakub das im Kindergarten gelernt hat. Das braucht viel Zeit. Seitdem geht es ihm und der ganzen Familie aber viel besser.“

Kinder mit Autismus brauchen die Sicherheit, zu wissen, was als nächstes kommt. Dabei helfen ihnen Kärtchen mit Bildern und Fotos. „Ich bereite zu Hause viel vor, damit ich Jakub die Struktur und die Rituale geben kann, die er braucht. Das ist zeitintensiv. Ich habe zum Beispiel jede Menge Bilder griffbereit. Wenn wir einen Ausflug machen, gibt es Bilder von einem See, Wald oder Berg. Wenn jemand auf Besuch kommt, gibt es ein Foto von Oma und Opa oder von der Tante. Beim Abholen vom Kindergarten hat es ihm geholfen, wenn ich ihm das Foto vom Auto gezeigt habe. Jetzt weiß er schon, wenn er mich Mittags sieht, dass wir nach Hause fahren. Es ist so wichtig, bald mit der Förderung zu beginnen.“

Es tut der engagierten Mutter von drei Kindern weh, zu sehen, dass manche Eltern ihr Kind mit Autismus sehr isolieren „nur damit ja niemandem auffällt, dass etwas nicht stimmt.“ Oder wenn sie beobachtet, dass Eltern der Schule nicht Bescheid geben, aus dem Bedürfnis heraus, dass das Kind dort eine neue Chance bekommen soll. „Die Schule muss unbedingt von der Diagnose wissen, nur so kann die nötige Unterstützung organisiert werden.“

Ausgeprägte Stärken und Fähigkeiten

Kinder mit Autismus haben manchmal sehr ausgeprägte Stärken und Fähigkeiten. Bei Jakub ist es sein räumliches Vorstellungsvermögen. „Wenn ich mich morgens nicht gleich erinnern kann, wo ich am Vortag mein Auto geparkt habe, zeigt Jakub mir den Weg. Er merkt sich überhaupt alle Wege schon nach dem ersten Mal gehen oder fahren.“ Emira H. ist sich aber auch sicher, dass Jakub sich nicht nur die Wege sondern die vielen Details entlang des Wegs merkt. Dementsprechend „anstrengend und irritierend ist es für ihn daher, an Orten zu sein, wo er noch nie war“.

Jakub ist eines von zehn Kindern mit Autismus, die im Kindergarten des Diakonie Zentrum Spattstraße in Linz betreut werden. „Der Kindergarten gibt uns viel Halt“, meint Emira H. Sie blickt besorgt in die Zukunft. Die Pflegekarenz wurde zwar auf sechs Monate verlängert, aber im Juni ist diese ausgeschöpft. Ihr Mann kann hin und wieder die Nachmittagsbetreuung übernehmen. Sonst hat die Familie aber keine Betreuung für den Buben. „Im Herbst kommt Jakub in die Schule.

Jede Veränderung ist ein großer Stressfaktor. Er braucht eine 1:1 Betreuung, eine Stützkraft. Es gibt aber überall zu wenig Personal und auch zu wenig Fachkräfte, die mit Autismus etwas anfangen können. Der Begriff ist zwar bekannt, aber wer kann sich schon was darunter vorstellen?“, sagt die Mutter.

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