Das Leben ist nie eindimensional, sondern immer vielschichtig und vielfältig. Auch bei einem Mönch. Egal, ob er im Kloster lebt oder „Karriere“ in Rom gemacht hat. Das zeigt das Beispiel des Bendiktinerpaters Bernhard A. Eckerstorfer: Geboren 1971 in Linz – Studien der Geographie und Theologie – Eintritt ins Stift Kremsmünster – 2005 Priesterweihe – seit 2019 Rektor der internationalen Benediktinerhochschule Sant´Anselmo in Rom.Nachzulesen in einem Buch, das Eckerstorfer jetzt geschrieben hat. Und das eines auch deutlich macht: Mönch bleibt Mönch – im positiven Sinn!
Tag beginnt um 5.30 Uhr
„Momentaufnahmen – Gedanken und Begegnungen eines Benediktiners“ nennt Eckerstorfer sein Buch (Tyrolia Verlag). Der Begriff „Moment“ ist weiter gefasst als üblich, es sind Einblicke in das Leben eines weltoffenen Mönchs, sei es im Klosteralltag, sei es beruflich hin bis zur Tätigkeit in Rom. Stichwort Klosteralltag: Es ist ganz offensichtlich die Tagesstruktur, die für Eckersorfer die Basis bildet und hier im Besonderen sein „geistlicher Morgen“, wie er es nennt, von 5.30 bis 8.30 Uhr. Lesen, Meditieren, gemeinschaftliches Gebet und Eucharistiefeier. Zitat: „Eine festgelegte Tagesstruktur bringt mehr Effizienz und kann Freiräume besser garantieren, als wenn jemand in den Tag hinein lebt“.
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Routine und Hektik
Zum Alltag gehören, wie auch bei jedem Nicht-Mönch, Routine, Hektik, Stress und das Gefühl, überfordert zu sein. Auch darüber schreibt Eckerstorfer ganz offen: „Wieder habe ich viele Vorträge, Predigten und Artikel zugesagt, die neben dem Alltagsbetrieb Vorbereitung brauchen. Unvorhergesehene Gespräche, Besprechungen, Auswärtstermine kommen laufend dazu. Mein Schreibtisch und die angrenzenden Ablageflächen gleichen dann manchmal einer Altpapierdeponie“. Und Eckerstorfers Rat: „Es braucht das Innehalten, Zeiten, in denen man das Gefühl hat: Es passt, ich habe etwas erreicht, ich darf zufrieden sein und ausspannen. Dadurch steigt die Selbstwertschätzung – die beste Vorbeugung gegen Erschöpfung“.
„Ich verstehe Gott nicht“
In einem weiteren Kapitel stellt sich Eckerstorfer der Selbsterkenntnis „Warum ich Gott manchmal nicht verstehe“. Und er bringt als Beispiel den erschütternden Brief eines Familienvaters, der mit 51 Jahren sterben musste. Warum? Gottes Wille bleibe letztlich unbegreiflich, schreibt Eckerstorfer und fügt hinzu: „Tun wir also nicht so, als ob wir Gläubige alles wüssten und Gott nur bitten bräuchten – und schon geschieht es“. Gereifter Glaube sei kein „Erfüllungsmechanismus“, das Kreuz gehöre dazu.
Mönch im Wirtshaus
Wichtig seien ihm, so der Benediktinermönch, immer auch die Begegnungen mit den Menschen verschiedenster Bereiche. Etwa mit Bauarbeitern, die im Kloster tätig waren oder auch mit Leuten im Zug oder im Wirtshaus. Mit seinem Ordensgewand falle er natürlich auf und häufig komme es in der Folge zu Gesprächen. Eckerstorfer: „Ich dankte Gott, wie viel diese Menschen mit einem Mönch anfangen konnten, der ihnen anfangs eigentlich lieber ausgewichen wäre“.
Menschen am Rande
Auch vom Leben in Rom enthält Eckerstorfers Buch „Momentaufnahmen“: Zum Beispiel der Widerspruch zwischen dem Touristenviertel Trastevere einerseits und den „Personen am Rande der Gesellschaft und in Armut“ andererseits. Erfreulich, so Eckerstorfer, dass es hier kirchliche Initiativen gibt, die sich der Obdachlosen, aber auch der Gefangenen, Einsamen und Kranken annehmen.
Skandal getrennte Christen
Nachdenklich, ja kritisch auch die „Momentaufnahme“ zum Thema Ökumene. Die Trennung in katholische und evangelische Christen scheine vielfach gerade bei jungen Leuten keine Rolle mehr zu spielen. Für ihn ist klar, die Unterschiede zwischen den Konfessionen müssten „durch große gemeinsame Anstrengungen überwunden werden“, denn es sei „ein Skandal, dass es von uns getrennte Christen gibt“, wird der Mönch deutlich, „der Geist Gottes wirkt jedenfalls auch außerhalb der katholischen Kirche“.