Cordula Simon: Die Wölfe von Pripyat

Als Wettermoderator Sandor sich weigert, Meldungen über das kontrollierte, ungefährlich Weitertreiben einer Riesen-Aschewolke vom Teleprompter abzulesen, weil er sie für nicht plausibel hält, wird er rasch als potenzieller Regimefeind eingestuft — im neuen Roman „Die Wölfe von Pripyat“ von Cordula Simon.

In der Buchwelt des Romans übergibt man die Kontrolle über sein Leben an einen „Log“ — und der ist streng geregelt. Denn die herrschende „Toleranzunion“ ist in Wahrheit alles andere als tolerant und ihr Zentralorgan, der „Aufrichtige Äther“, alles andere als aufrichtig.

Doch es gibt Widerstand, und mit dem beschäftigt sich der Roman, den man sich in seiner Mischung aus Spannung und Düsternis, politischer und technischer Zukunftswarnungen hervorragend als Film vorstellen kann. Die erzählerische Gegenwart schildert den Ausbruch einer Gruppe von Menschen aus einem Umerziehungslager. Die Geflohenen machen sich auf in Richtung Osten, auf der Suche nach der „Goldenen Stadt“ und der „Gelehrtenrepublik“, wo freies Denken noch möglich ist.

Und „Die Wölfe von Pripyat“? Sie bilden eine Terrorgruppe, auf die auch in Rollenspielen im umfassenden virtuellen Raum Jagd gemacht wird. Die Märchen des Systems entpuppen sich als die größten Albträume — so wie die Aschenwolke … Spannend, beklemmend und beunruhigend.

Cordula Simon: Die Wölfe von Pripyat. Residenz Verlag, 400 Seiten, 25 Euro.

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