Florian Gantner: „Soviel man weiß“

Mit Überwachung, im Kleinen wie im Großen, beschäftigt sich Florian Gantner in seinem neuen Roman „Soviel man weiß“.

Der in Wien lebende Salzburger lässt seine Figuren auf einem schmalen Grat zwischen dem Wunsch nach sozialer Nähe und gegenseitigem Misstrauen balancieren. Trotz des mitunter beängstigenden, weil alles durchdringenden Themas ist „Soviel man weiß“ kein düsteres Buch, vielmehr „menschelt“ es auf jeder Seite, und damit ist man gut unterhalten.

Angelpunkt des sorgsam gebauten und recherchierten Buches ist ein Mietshaus in der Wiener Quellenstraße, wo die Hauptfiguren wohnen. Dort lebt etwa Agnes, die im Bemühen, sich der Treue ihres tanzbegeisterten Freundes Gernot zu versichern, absurde Strategien entwickelt.

Die engagierte Jungärztin will ihrem aus Albanien stammenden Nachbarn Illir helfen. „Man muss doch aufeinander schauen“, so Agnes. Illir aber fühlt sich aufgrund seiner Erfahrungen mit einem autokratischen System durch die Aufmerksamkeit bedrängt, ja „umzingelt“.

Gantner arbeitet seine Hauptcharaktere mit großer Behutsamkeit zu in sich widersprüchlichen Persönlichkeiten aus, ohne einen distanzierten Blick auf sie zu verlieren. Im Kern geht es um die Frage, was wir voneinander wissen wollen, können, dürfen oder sollten. Darüber kann man nach der Lektüre trefflich nachdenken.

Florian Gantner: „Soviel man weiß“. Residenz Verlag. 256 Seiten. 22 Euro

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