Marcus Fischer: Die Rotte

Eine lange Erzähltradition beschäftigt sich mit dem bäuerlichen Österreich. Umso überraschter ist man, wenn ein Autor auftaucht, der einen neuen Ton in die Beschreibung von Land und Leuten im ruralen Milieu einbringt.

Auf Marcus Fischer und seinen Roman „Die Rotte“ trifft dies zu. Fischer schafft eine Atmosphäre, die aus den 1970ern, in denen die Handlung eigentlich spielt, weit in die Vergangenheit zu führen scheint.

Dazu zählt auch der Umstand, dass in der „Rotte Ferchkogel am See“, einer bloß eine Handvoll Höfe umfassenden Siedlung im österreichischen Voralpenland, die verwandtschaftlichen und nachbarlichen Beziehungen über Generationen zurückreichen.

Hier ist vieles seit langem einzementiert: Sympathien und Antipathien, Freiheiten und Abhängigkeiten, Armut und Besitz. Der Reisingerhof ist einer der alten Bauernhöfe. Dort hat sich die Reisinger Elfi verbarrikadiert, lässt niemanden hinein, hat das Hoftor verschlossen, die Vorhänge zugezogen und gibt kein Lebenszeichen.

Fischer konzentriert sich auf sprachliche Mittel, mit denen er den Symbolgehalt von alltäglichen Verhaltensweisen deutlich macht. In ungewohnten Worten geht es um bestens bekannte Dinge, um Konflikte zwischen Ortsansässigen und „Zugereisten“, zwischen den Generationen, zwischen den Besitzenden und zwischen Männern und Frauen. Ein starkes Debüt.

Marcus Fischer, Die Rotte, Leykam Verlag, 282 Seiten, 23,50 Euro

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