Michel Jeans: Atuk

Michel Jeans „Kukum“ war Ende 2021 ein Überraschungserfolg des Klagenfurter Wieser Verlags. Der 1960 geborene kanadische Journalist und Autor lieh darin seiner Urgroßmutter Almanda, die 1875 im Alter von drei Jahren nach Québec kam, einen Innu heiratete und 97 Jahre alt wurde, seine Stimme.

„Atuk“ ist nun quasi die Fortsetzung. In ihr erzählen zwei Menschen: der Autor selbst und seine Großmutter Jeannette, in der Sprache ihres Volkes Shashuan Pileshish, „die Schwalbe“.

Es sind zwei parallel geführte, jeweils mit „Er“ und „Sie“ überschriebene Erzählstränge, die vom Begräbnis der Frau auseinanderführen — einerseits zurück in ein Leben, das 1904 buchstäblich in der Wildnis, in der Obhut einer halbnomadisch lebenden Großfamilie, begonnen hat, und andererseits in die Gegenwart, in die Auseinandersetzung des Autors mit seinen Wurzeln und zum Umgang Kanadas mit seinen First Nations.

Das Problem, das man als Leser von „Kukum“ hat, ist: Die Lebensweise der Innu ist einem bereits vertraut. Die Originalität des ersten Buches ist dahin.

Michel Jean: „Atuk. sie und wir“, Wieser Verlag, 228 Seiten, 21 Euro

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