Nicolas Mathieu: Connemara

Nun ist Mathieus im Vorjahr erschienener Roman „Connemara“ auf Deutsch erhältlich. Der Titel bezieht sich auf den Song „Les Lacs du Connemara“ von Michel Sardou. Die Handlung entsteht in Rückblenden auf die Zeit 2016/2017.

Die französische Verwaltungsreform, die lange gewachsene Einheiten zu Großregionen zusammenfasste, sorgt für Goldgräberstimmung in der Consultingbranche.

Mitten drinnen die toughe und hoch gewachsene Hélène, einst Vorzugsschülerin, aber aufgrund ihrer einfachen Herkunft nicht auf jenen Super-Unis ausgebildet, die in Frankreich Voraussetzung sind, um im Management echte Karriere zu machen.

Hélène kämpft darum, die Ausnahme von der Regel zu sein und auch noch ihr zweites Handicap zu überwinden: Sie ist eine Frau. Auch als solche steckt sie fest – in einer Partnerschaft, der der aufreibende Berufsalltag und die Versorgung der beiden Töchter jeden Reiz und Lebenslust zu rauben droht, im Laufe der Geschichte beginnt sie eine Affäre.

Das Vermögen des Autors, einen in seine Geschichte hineinzuziehen und ohne großen Aufwand Stimmungen und Gefühle entstehen zu lassen, ist beeindruckend. Wie es in den Open Space Offices der jungen Aufsteiger zugeht, schildert er anschaulich und authentisch. In „Connemara“ erweist sich Nicolas Mathieu erneut als unbestechlicher und einfühlsamer Porträtist seiner Zeitgenossen.

Nicolas Mathieu, Connemara, Hanser Berlin, 432 Seiten, 26,80 Euro

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