Peter Stamm: In einer dunkelblauen Stunde

Peter Stamm erzählt keine großen Gesellschaftsdramen und Katastrophen. Seine knapp gehaltenen Romane in stringenter Sprache sind Geschichten aus dem Alltag gutbürgerlicher Menschen, die nach Liebe suchen, sie nicht finden oder sie nicht leben können, jedenfalls den richtigen Zeitpunkt verpassen. Im Mittelpunkt seines Buches „In einer dunkelblauen Stunde“ stehen eine Dokumentarfilmerin und ein Schriftsteller. Sie versucht, ihn zu porträtieren, er entzieht sich wie ein glitschiger Fisch. Immerhin entstehen ein paar schöne Aufnahmen und Gespräche. Doch als in seinem Heimatort in den Schweizer Bergen weitergedreht werden soll, kommt er einfach nicht mehr.

Die Dokumentarfilmerin entdeckt, dass in fast allen seinen Romanen eine Jugendliebe eine große Rolle spielt. Also macht sie sich auf die Suche und findet diese Jugendliebe. Viel später — Wechsler ist inzwischen gestorben — wird der unvollendete Film in der Fantasie der Filmemacherin weitergeschrieben. Ihre Fantasien wechseln in der Erzählung mit der profanen Realität ihres eigenen Lebens ab. Obwohl auch in diesem Roman von Peter Stamm der für ihn typische melancholische Grundton vorherrscht, gibt es doch ein überraschendes, fast versöhnliches Ende.

Peter Stamm: In einer dunkelblauen Stunde. S. Fischer Verlag, 256 S., € 24,70

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