Robert Prosser: Verschwinden in Lawinen

Ein Lawinenunglück in den Alpen. Daraus lässt sich literarisch viel machen. Eine Lawine verschüttet zwei junge Einheimische. Es sind Tina und Noah, die Nichte von Protagonist Xaver und ihr Freund.

Während Tina geborgen werden kann und schwer verletzt ins Krankenhaus kommt, bleibt Noah vermisst.

Prosser lässt sich aber nicht auf den aus der Katastrophenberichterstattung bekannten Wettlauf mit der Zeit ein, sondern verwendet für sein Buch eine ganz andere Dramaturgie, die beim Lesen der Lektüre zunächst etwas irritiert. Denn eigentlich geht es um Xaver, seine Stellung im Dorf, sein Verhältnis zu seiner Schwester, aber auch um seine Mutter Anna.

Robert Prosser arbeitet mit Kontrasten und zeigt Gewinner und Verlierer, Macher und Außenseiter. Auf den letzten 20 Seiten des Buches lässt Autor Prosser „Verschwinden in Lawinen“ so richtig Fahrt aufnehmen. Die Wucht des Geschehens reißt die Leserinnen und Leser mit und entfaltet zerstörerische Kraft.

Und trotz des vom Schauspielschüler Xaver einmal memorierten Tschechow-Merksatzes, wonach ein im erster Akt an der Wand hängendes Gewehr im letzten Akt abgefeuert werden müsse, haben weder eine selbst gebastelte Selbstmordmaschine, noch der von Xaver mitgeführte Schlachtschussapparat „Blitzer“ damit etwas zu tun. Ziemlich blutig wird es trotzdem.

Robert Prosser, Verschwinden in Lawinen, Jung & Jung, 192 Seiten, 22 Euro

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