Tonio Schachinger: Echtzeitalter

Generationen von jungen Lesern in Österreich griffen, wenn sie ihre eigenen Schulerfahrungen mit denen aus einem Roman vergleichen wollten oder mussten, zu Friedrich Torbergs „Der Schüler Gerber“ aus dem Jahr 1930.

Künftig wird wohl stattdessen Tonio Schachingers „Echtzeitalter“ gelesen. Protagonist Till liest nur, was er muss. Deutlicher spannender als das, was in der Schule passiert und überaus konventionell erzählt wird, findet Till das, was sich am PC abspielt. Seine Zeit verbringt Till nämlich häufig mit dem Spielen des Computerspiels „Age of Empires 2“.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Büchern zu dem Thema bleiben die Stunden, die der Teenager im Online-Strategiespiel verbringt, statt zu schlafen, frische Luft zu tanken, sich zu bewegen oder sonst die Welt zu entdecken, nicht als Anklage stehen, sondern erhalten Lebendigkeit und Faszination.

Während Till in Internet-Foren weltweit verehrt wird und zu Gaming-Wettbewerben nach Deutschland und China reist, schafft es seine Freundin Feli mit literarischen Versuchen zu Lokalruhm. So finden Kanzler Kurz, Türkis-Blau und die Ibiza-Affäre Eingang in das Geschehen, das am Ende durch Corona auch direkt ins Schulleben eingreift. Abgerundet wird die Geschichte durch Tims Deutsch-Matura, bei der er ein leeres Blatt abgibt, da seine Jahresnote ihm bereits das Bestehen sichert.

Tonio Schachinger: „Echtzeitalter“, Rowohlt, 366 Seiten, 24,70 Euro

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