
Man müsste wahrscheinlich vergeblich im Repertoire eines Konzertpianisten Georg Friedrich Händels Suiten für Tasteninstrument suchen. Der südkoreanische Pianist mit europäischer Ausbildung Seong-Jin Cho stellte sich diesem Experiment mit den Händelschen Werken und nahm bei Deutsche Grammophon drei Stücke dieses Genres auf — zur Überraschung aller Barockmusikfreunde.
Bisher war es eher Chopin oder effektgeladene Virtuosenliteratur, womit er sich beschäftigte, nun entdeckte er die Gefühlswelt des Barockmeisters Händel. Drei seiner Lieblingssuiten HWV 427, 430 und 433 hat er für das Album ausgewählt, und wenn er feststellt, dass ihn der Reichtum an musikalischen Einfällen und die melodische Erfindung an diesen Werken besonders reizte, so zählten für den innovativen Künstler doch auch die interpretatorischen Abwandlungen und das Ausdruckspotenzial des modernen Flügels gegenüber dem Silberklang eines Cembalos.
Auch dass die Menschen leichter der Musik folgen können. Es fällt auf, dass er das rechte Pedal möglichst wenig einsetzt und dafür einige dynamische Markierungen modifiziert. Beispielhaft aufgezeigt hat Cho auch den Einfluss Händels auf spätere Komponisten. Das Album schließt mit Händels Sarabande in B-Dur und dem g-Moll Menuett, das in einer Bearbeitung von Wilhelm Kempff bekannt ist.