Gefährliche Frauen gab es schon immer

Auch in unserer Zeit verüben Frauen schwere Verbrechen, werden zu bestialischen Mörderinnen, skrupellosen Betrügerinnen oder Sadistinnen ohne Gnade. Was die Quantität betrifft, stehen sie ihren männlichen Pendants weit nach, bei der brutalen Qualität ihrer Taten mitnichten. Gabriele Hasmann und Sabine Wolfgang haben sich in ihrem Buch „Die Wilde Wanda und andere gefährliche Frauen“ auf die Spuren der „Verbrecherinnen über die Jahrhunderte“ begeben: von der Betrügerin bis zu größten Serienmörderin aller Zeiten.

Eine der Verbrecherinnen, die in „Die Wilde Wanda“ zu unrühmlichen Ehren kommt, ist Maria Bartunek, geboren 1884. Sie nutzte rücksichtslos das Leid einer Frau für eine Betrügerei aus und schreckte am Ende auch vor einem Mord nicht zurück. Ein Buckel plagte die 40-jährige Luise zeitlebens. Als Maria Bartunek ihr versprach, eine „Wundersalbe“ würde ihr Leiden beenden, zögert Luise nicht lange und gab Maria ihr ganzes Geld.

Am 22. Dezember 1910 fand man in einem Wäschekorb in einem Haus in der Greiseneckergasse im 20. Wiener Gemeindebezirk den Kopf einer weiblichen Leiche und Teile des zerstückelten Körpers. Die Eltern der ermordeten Luise berichteten der Polizei, wie sehr ihre Tochter unter dem Höcker gelitten habe und dass sie kürzlich eine Frau und deren Mann kennengelernt habe – und just diese Frau lebte in dem Haus, in dem die Leiche aufgefunden worden war.

Adrienne Eckhardt verübte im Jahr 1952 ein Verbrechen, das als eines der spektakulärsten in die österreichische Kriminalgeschichte einging. Das Opfer der damals erst 23-Jährigen war der 44-jährige Johann „Hans“ Arthold. Bekannt wurde die gelernte Krankenpflegerin als „Mörderin mit dem Fleischwolf“. ©Ueberreuter

In ihrer Wohnung stießen die Beamten auf mehrere verdächtige Spuren, darunter ein Küchenmesser mit tiefen Rillen, Überschuhe, die laut Zeugen dem Opfer gehörten, sowie dessen goldene Uhr – und Blutspuren. Im Küchenofen lagen schließlich nicht nur Knöpfe der Kleidung von Luise, sondern auch Fingerknochen. Dem Opfer waren Armen und Beine abgeschnitten worden, damit der Körper in den Korb passte, der Rest wurde im Ofen verbrannt.

Als Motiv stellte sich schlussendlich die angebliche „Heilsalbe“ heraus, die keinerlei Wirkung gezeigt hatte. Das Opfer wollte sich gegen den Betrug zur Wehr setzen und Maria anzeigen. Das wurde Luise zum Verhängnis und brachte die Mörderin — obwohl die Ermittlungen keinerlei Beweise, aber genügend Indizien lieferten — an den Strang. Wenn nicht Kaiser Franz Joseph sie 1911 begnadigt hätte und ihre Strafe in 20 Jahre Kerkerhaft umgewandelt wurden.

Kaiserin Sisis ausgefuchste Nichte

Marie Luise von Larisch Wallersee mit Erzherzogin Marie Valerie, der Tochter von Kaiserin Elisabeth. ©Ueberreuter

Eine weitaus engere Verbindung zum habsburgischen Kaiserhaus hatte eine andere Verbrecherin, die bereits im 19. Jahrhundert ihr Unwesen trieb. Marie Luise von Larisch Wallersee war die Nichte von Kaiserin Elisabeth und der Liebling ihrer Tante, die sie häufig zu sich an den Hof nach Wien holte. Elisabeth macht Marie Luise zu ihrer engsten Vertrauten und diese nutzte die intimen Einblicke, die ihr gewährt wurden, um sich ausführliche Notizen zu machen.

Als das Interesse ihrer Tante an ihr nachließ, suchte Marie Luise Kontakt zu anderen Adeligen, ihren Mann betrog sie mit gleich mehreren Liebhabern, einer davon war mit hoher Wahrscheinlichkeit Vater zweier ihrer Kinder. Finanziell gesponsert wurde ihr Luxus weniger von ihrem Gatten als von ihrem Liebhaber und Cousin Rudolf.

Als der im Jahr 1888 auf der Suche nach einer Frau war, die mit ihm in dem Selbstmord gehen würde, machte Marie Luise ihn mit der 17-jährigen Marie Alexandrine Freiin von Vetsera, genannt Mary, bekannt. Im Jänner 1989 erschoss Kronprinz Rudolf bekanntlich seine Geliebte im Jagdschloss Mayerling und dann sich selbst. Als „Schlüsselfigur“ des Skandals fiel Marie Luise am Hof in Ungnade, konnte sich auch durch Lügen nicht aus der Affäre ziehen und kehrte in ihre Heimat Bayern zurück.

Im Laufe ihres Lebens versuchte sich die Adelige u.a. nicht nur als Drehbuchautorin, sondern wollte auch all ihre Aufzeichnungen aus dem Hause Habsburg in einem „Enthüllungsbuch“ veröffentlichen. Doch nicht, ohne davor noch ihren Onklen, den Kaiser, damit zu erpressen. Insgesamt flossen so etwa 2,5 Millionen Euro aus der kaiserlichen Schatztruhe an Marie Luise. Schließlich veröffentliche sie ihre Memoiren, drehte einen Stummfilm über Kaiserin Elisabeth, endete aber in Armut.

Die „Blutgräfin“ der grausigen Rekorde

Die „Blutgräfin“ Elisabeth Bárhory ©Ueberreuter

Eine Dame in dem Buch „Die wilde Wanda“ lässt aber alle anderen erblassen: Elisabeth Bathory, genannt die „Blutgräfin“. Geboren wurde Elisabeth 1576 in eine der mächtigsten Familien der damaligen Zeit in den Karpaten. Als Kind litt sie an Epilepsie und war Gewalt ausgesetzt und musste diese mitansehen. Im Alter von vierzehn Jahren wurde sie verheiratet, ihr Mann kämpfte während der Türkenkriege und war als „schwarzer Ritter“ wegen seiner Grausamkeit gegenüber seinen Feinden bekannt.

Elisabeth pflegte viele Liebschaften zu Männern und Frauen, unter anderem zu ihrer Tante, die sie in die Welt des Sadismus einführte, Magie und Okkultismus zählten auch zu den Interessensgebieten der jungen Elisabeth. Als sie einen ihrer Geliebten dabei erwischte, wie er mit einer Küchenhilfe schlief, schnitt sie dem Mädchen mit einer Schere die Stimmbänder durch und folterte es, bis es starb.

Martha Marek erregte in der Zwischenkriegszeit großes mediales Aufsehen: Nach Versicherungsbetrug und Bestechung landete sie in einer Gefängniszelle. Ihre „Mitbewohnerin“ war eine verurteilte Giftmörderin, die Martha inspirierte … ©Ueberreuter

Als die Pest ausbrach, ließ Elisabeth alle Juden umbringen, da sie ihnen die Schuld an der Seuche gab. Immer wieder, auch bei ihren Ausflügen nach Wien, ging sie auf „Beutefang“ und brachte die Mädchen dann grausam um. Nach den Taten ließ sie ihre Opfer, die sie achtlos, beispielsweise unter ihr Bett, „wegwarf“, von den Dienern auf den Feldern rings um ihr Schloss entsorgen.

Als die Anschuldigungen gegen die Gräfin immer lauter wurden und sie begann, sich auch an adeligen Mädchen zu vergreifen, wurde sie 1610 verhaftet. Bei den Ermittlungen wurden im und um das Schloss „Berge von Leichen und Menschenknochen“ gefunden sowie ein Tagebuch der Gräfin mit einem Verzeichnis ihrer Opfer.

Verurteilt wurde sie nur zu einer lebenslangen Kerkerstrafe in ihrem Schloss, sie wurde in ein Turmzimmer mit zugemauerten Fenstern gesperrt. 1614 wurde sie dort tot am Boden liegend gefunden. Mit rund 650 Opfern ging die „Blutgräfin“ 1988 ins Guiness Buch der Rekorde als größte Serienmörderin aller Zeiten ein.

Von Mariella Moshammer

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