Botox bei Narbenbruch

Durch zu viel Druck auf den Bauchraum können Narbenbrüche, sogenannte Hernien, entstehen. Ohne operativen Eingriff können diese Bauchwandbrüche sogar lebensbedrohlich werden. Eine relativ junge Methode zur OP-Vorbehandlung setzt auf das Nervengift Botox, um Eingriffe selbst bei großen Narbenbrüchen schonend durchzuführen.

Primar Adam Dinnewitzer (r.) und Oberarzt Alexander Rothe erläutern, wie das Nervengift Botox im Vorfeld einer Narbenbruch-OP eingesetzt werden kann. © Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Kirchdorf Steyr

Immer wieder hört man den warnenden Ratschlag: „Hebe dir bloß keinen Bruch.“ Narbenbrüche sind große Bauchwandbrüche und entstehen häufig in Folge einer Bauchoperation.

Dabei wird die Bauchwand meist im Bereich der Narbe instabiler und an einer schwachen Stelle tritt ein Teil des Bauchfells nach außen – es entsteht eine Art Wölbung oder Loch. Auch schweres Heben, schwaches Bindegewebe, Übergewicht, chronischer Husten, eine Schwangerschaft oder bestimmte Erkrankungen können Hernien begünstigen. Spätestens beim Auftreten von Schmerzen sollten Betroffene rasch handeln.

„Denn große Hernien beziehungsweise Bauchwandbrüche können Haltungsschäden mit Wirbelsäulenproblemen und Lungenbeschwerden verursachen. Wird ein Teil des Darms eingeklemmt, droht sogar ein Darmverschluss“, erklärt Prim. Priv.-Doz. Adam Dinnewitzer, Leiter der Abteilung für Chirurgie im Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Kirchdorf Steyr.

Nur durch einen operativen Eingriff kann das weitere Auseinanderklaffen des Narben- gewebes aufgehalten werden. Bei großen Narbenbrüchen handelt es sich um eine komplexe Operation, die viel Erfahrung und vor allem eine gute Zusammenarbeit mit Anästhesie und Intensivmedizin erfordert.

Im Fall von großen Hernien kommt erschwerend hinzu, dass sich Organe unter Umständen bereits verschoben haben und so eng mit Bauchdecke und Muskulatur verwoben sind, dass sie sich nicht mehr einfach an ihre ursprüngliche Position bewegen lassen.

So erleichtert das Nervengift die Operation

Eine relativ junge Methode zur OP-Vorbehandlung sorgt aber für Abhilfe, indem sie sich der muskelentspannenden Wirkung des Nervengifts Botox bedient. „Etwa vier bis sechs Wochen vor der geplanten Operation injizieren wir den Patienten unter Ultraschall-Kontrolle Botulinum-Toxin A, kurz Botox, in die seitliche Bauchwand.

Dadurch werden diese Bauchwandschichten schlaffer, die Muskeln dehnbarer und ein spannungsfreier Verschluss der oft weit über zehn Zentimeter großen Bruchlücken wird ermöglicht. Zur Verstärkung der Bauchwand wird in der Regel ein spezielles Kunststoffnetz implantiert“, erläutert der stellvertretende Leiter und Hernien-Spezialist Oberarzt Alexander Rothe: „Auch für die Patienten ist dies schonender, weil sie nach dem Eingriff weniger Schmerzen haben.“

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