Krankheiten kehren zurück

Durch die Corona-Pandemie drehte sich in den vergangenen Jahren viel um die Covid-Impfung, andere wichtige Impfungen sind dabei ins Hintertreffen geraten. Durch Impflücken kehren hierzulande bereits ausgerottete Krankheiten wieder zurück. Der Österreichische Impftag, der heute im Austria Center Vienna unter dem Vorsitz von Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin des Zentrums für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie der Med Uni Wien, über die Bühne geht, steht unter dem Motto „The good, the bad & the ugly – Neues aus der Vakzinologie“

Top-Experten werden dabei alle Facetten rund um den aktuellen Wissensstand zu den Corona-Vakzinen und deren Wirkung beleuchten. Dabei wird auch die schwierige Kommunikation zwischen der Wissenschaft, Politik und Bevölkerung rund um diese Impfung analysiert. Und es gibt einen Überblick über die vielfältigen Erscheinungsformen von Long Covid. Zudem werden Krankheiten wie Masern, Polio oder Diphtherie beleuchtet, die schon unter Kontrolle galten und nun wieder in Erscheinung treten. In den Impfplan 2023 werden zwei neue Kapitel – die Affenpocken und Covid-19 aufgenommen.

Laut Rudolf Schmitzberger, Leiter des Referats für Impfangelegenheiten der Österreichischen Ärztekammer, hat die Analyse der Masern-Durchimpfungsraten für 2021 gezeigt, dass nur mehr 74 Prozent der Zweijährigen mit zwei Dosen gegen Masern geschützt sind. Um einen Gemeinschaftsschutz zu erreichen ist aber eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent notwendig. „Masern ist eine hochansteckende Infektionskrankheit, die bei Komplikationen sehr schwer verläuft“, weiß Schmitzberger: „Die vorbeugende Impfung ist sehr wirkungsvoll und wir raten dringend, die MMR-Impfung bei einer Impflücke so schnell wie möglich nachzuholen.“

Tödlicher Diphtherie-Fall

Auch bei der Kombi-Impfung Diphtherie-Tetanus-Pertussis-Polio-Haemophilus influenzae B-Hepatitis B gibt es Impflücken. Bei den Einjährigen wurden 2021 bei Polio Durchimpfungsraten von 90 Prozent für die erste, und 83 Prozent für die zweite Teilimpfung beobachtet. Bei den Zehn- bis 16-Jährigen sind rund 75.000 nicht ausreichend gegen Polio und gegen Diphtherie immunisiert. 2022 wurde erstmals seit mehr als 20 Jahren in Österreich wieder eine tödlich verlaufende Diphtherie gemeldet, zudem gab es mindestens 17 Diphtherie-Fälle. Bei Polio gab es den letzten Fall in Österreich 1980, das Infektionsgeschehen in London und New York zeigt aber, dass der Import von Polioviren bei unzureichender Durchimpfungsraten rasch zu einer Verbreitung führt. Und auch bei FSME wurden in Österreich im Vorjahr mehr als 180 Fälle dokumentiert.

„Diese Zahlen zeigen, dass wir einen Nachholbedarf haben. Sinkende Durchimpfungsraten bei längst vergessenen Erkrankungen sind gefährlich, denn das begünstigt ein Wiederaufflammen der impfbaren Erkrankungen“, beklagt Schmitzberger: „Es ist ratsam, den Impfpass vom Arzt des Vertrauens überprüfen zu lassen, denn er kann beurteilen, welche Impfungen individuell sinnvoll und notwendig sind.“
Eine der erfolgreichsten Impfungen sei, so Schmitzberger, die HPV-Impfung. 80 Prozent der Bevölkerung infizieren sich zumindest ein Mal im Jahr mit Humanen Papillomaviren, ein Großteil der Krebserkrankungen im mittleren Rachenraum und an den Geschlechtsorganen ist HPV-induziert. Ab Februar wird – wie berichtet – daher die HPV-Impfung bis zum 21. Lebensjahr kostenlos sein.

Auch im Erwachsenenalter dürfe man Auffrischungsimpfungen nicht aus den Augen verlieren, betont Gerhard Kobinger, Präsidiumsmitglied der Österreichischen Apothekerkammer. Gerade ab dem 60. Lebensjahr werden die Impfintervalle kürzer. Geplant ist zudem, die Impfkommunikation nach dem „Gieskannenprinzip“ durch personalisierte Maßnahmen zu ergänzen bzw. ersetzen.

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