OP ohne sichtbare Narben

Fast 2000 Operationen an der Schilddrüse hat Oberarzt Dominik Hackl (44) bereits am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern durchgeführt. Jetzt fanden die ersten beiden Eingriffe mit einer neuen OP-Methode statt. Der große Vorteil dabei: keine sichtbaren Narben.

Bei den bisher üblichen Schilddrüsen-Operationen setzen Mediziner einen vier bis sechs Zentimeter langen Schnitt am Hals. Am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern wird jetzt eine neue Form des Eingriffs, die TOETVA-Methode (transoral endoscopic thyroidectomy vestibular approach), angeboten.

Dabei werden im Mund drei kleine Schnitte gesetzt. Konkret gelangen die Chirurgen endoskopisch über den Mund zwischen der Unterlippe und den Vorderzähnen über das Kinn zur Schilddrüse.

„Der Entwickler kommt aus Bangkok und hat selbst schon mehr als 1000 Menschen mit dieser Methode operiert. Jetzt findet diese OP-Methode auch in Europa ihre Verbreitung“, sagt Oberarzt Dominik Hackl, Leiter des Schilddrüsenzentrums am Ordensklinikum Linz.

Generell versteht man unter einer Schilddrüsen-OP meist die teilweise oder gesamte Entfernung der Schilddrüse. Notwendig wird dies etwa bei einer Krebserkrankung oder einer Fehlfunktion. Auch wenn ein Knoten in der Schilddrüse entdeckt wird, über dessen Gut- oder Bösartigkeit keine sichere Aussage getroffen werden kann, muss operiert werden.

Die Chirurgen können einen Teil eines Schilddrüsenlappens, einen vollständigen Lappen oder die gesamte Schilddrüse entfernen. In OÖ ist das Ordensklinikum, wo pro Jahr rund 300 Patienten an der Schilddrüse operiert werden, der einzige Standort, der die neue Methode aus Asien anwendet.

Kaum Unterschiede bei Heilungsverlauf

„Der kosmetische Vorteil ist riesig, da keine sichtbaren Narben bleiben. Beim Heilungsverlauf gibt es kaum einen Unterschied im Vergleich zum Schnitt am Hals. In der Regel können die Betroffenen zwei bis drei Tage nach der OP das Spital wieder verlassen“, so Hackl: „Die besten Voraussetzungen sind ein eher schlanker, langer Hals und ein nicht zu weit vorstehendes Kinn. Auch die Halswirbelsäule sollte sehr beweglich sein, da sonst der technische Zugang fast unmöglich ist. Die Größe der Schilddrüse ist ebenfalls nicht außer Acht zu lassen.“

Als realistisches Ziel spricht der Zentrumsleiter von ein bis zwei Prozent aller Schilddrüsenoperationen, die mit dieser Technik pro Jahr durchgeführt werden können. Bei den ersten beiden Patientinnen wurde je ein Schilddrüsenlappen entfernt. „Mich hat der Oberarzt auf diese Methode aufmerksam gemacht. Am wichtigsten war mir, dass keine sichtbaren Narben bleiben. Ich bin sehr zufrieden“, sagt Patientin Johanna Ortner (32). Auch Lydia Drusko (52) ist glücklich: „Ich bin im Vorfeld ausführlich über TOETVA aufgeklärt worden. Es hat alles bestens funktioniert. Diese Art des Eingriffs war die richtige Entscheidung.“

Bei TOETVA müssen die Betroffenen danach lediglich mit einer Mundspülung regelmäßig gurgeln. Physiotherapeutische Übungen wie Mimik-Training sollen dafür sorgen, dass die Vernarbungen an der Unterlippe keine Probleme bereiten.

Bei bösartigen Tumoren wird aber nach wie vor auf den „klassischen Zugang“ über den Hals gesetzt. „Bei manchen Tumoren müssen auch Lymphknoten entfernt werden. Dies wäre mit der neuen Methode technisch nicht so einfach“, erklärt Hackl. Im Vorjahr wurden im Schilddrüsenzentrum 55 bösartige Tumore erstmals diagnositiziert. „Durch eine Operation und eine Zusatztherapie besteht eine extrem hohe Heilungsrate“, beruhigt der Spezialist.

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