Richtiges Training für 60 plus

Eine Studie der TU Chemnitz besagt, dass gut trainierte 60-Jährige so fit sein können wie untrainierte 40-Jährige. Das Aktivitäts- level nimmt bei Männern ab 64 Jahren allerdings ab, während es bei Frauen sogar steigen kann. Gemeinsam mit den MediFIT-Sportwissenschaftern zeigt das Klinikum Wels-Grieskirchen wie sehr man den Körper in diesem Alter fordern soll – oder auch nicht.

„Tu heute etwas, wofür dir dein zukünftiges Ich danken wird“, rät Trainingstherapeut Michael Pfob. Regelmäßiges Training hält nicht nur fit, sondern beugt auch altersbedingtem Muskelschwund, dem Pensionsschock und der Abnahme neuromuskulärer Koordination vor.

„Wenn die Gelenke bereits beeinträchtigt sind, ist es wichtig, gelenksschonende, knorpelernährende Bewegungsformen auszuüben, wie moderates Radfahren, Crosstraining, Langlaufen oder Nordic Walking, sowie die gelenksstabilisierenden Muskelgruppen zu kräftigen. Besonders empfiehlt Pfob Schwimmen, weil das Wasser Auftrieb gibt, zudem birgt es ein niedriges Verletzungsrisiko, verbessert die Ausdauer und stärkt das Herz-Kreislauf-System“, so Pfob.

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„Auch auf unvorhersehbare Ereignisse sollte man schnell und präzise reagieren können. Als neuromuskulär bezeichnet man das Training, wenn Zentralnervensystem und Bewegungsapparat gleichermaßen gefordert werden beziehungsweise es um klassische Koordinationsaufgaben geht. Das funktioniert über Körpergewichtsübungen, die unser Balancegefühl fordern, sowie über Gehirnfitnessübungen, die Bewegungs- mit kognitiven Aufgaben verknüpfen“, erläutert Pfob.

„Gezieltes Krafttraining für Senioren hält den Körper in Schwung und verlangsamt den Abbau von Muskelmasse. Zudem wirkt es sich im höheren Alter überaus positiv auf die Lebenserwartung aus. Ältere Menschen können durch regelmäßiges Training maßgeblich zu ihrer Gesundheit beitragen. Herz, Lunge und Kreislauf arbeiten besser, erhöhter Blutdruck sinkt und die Blutfettwerte werden positiv beeinflusst. Auch lassen sich Entzündungsprozesse eindämmen, das Risiko für Osteoporose kann durch eine dosierte Belastung der Knochen gesenkt werden. Regelmäßiges Training sorgt für Routine und Struktur im Alltag, gesellschaftlichen Austausch und kann so dem Pensionsschock gezielt entgegenwirken“, weiß der Trainer.

Vor dem Einstieg zum Sportcheck

„Wiedereinsteigern und jenen, die erst im Alter Sport für sich entdecken, ist zu regelmäßigen sportmedizinischen Untersuchungen zu raten. Die Belastbarkeit des Herz-Kreislauf-Systems, der Status der Gelenke, Bänder und Sehnen und wichtige Blutwerte werden dabei erfasst. Wichtig ist eine gründliche Anamnese hinsichtlich bestehender Beschwerden und früherer Erkrankungen: Auf Basis eines ausführlichen Gesprächs sowie von Untersuchungsdaten werden Empfehlungen ausgesprochen, welche Sportart individuell günstig ist oder nicht.“

Nicht überfordern, dafür richtig trainieren. Manches fällt jetzt nicht mehr so leicht wie früher, deshalb ist es wichtig, auf den eigenen Körper zu hören. Sich übermäßig zu schonen, wäre aber ein Fehler. Fußball, Tennis oder Handball sind mit zunehmendem Alter aufgrund des Gelenksverschleißes eher weniger geeignet. Wer unter Krankheiten, Verletzungen oder anderen Beschwerden leidet, sollte zunächst den Haus- oder Facharzt aufzusuchen, um herauszufinden, ob etwas Besonderes zu beachten ist. Ab 60 Jahren braucht der Körper verlängerte Regenerationszeiten und sieben bis acht Stunden Schlaf. Sportanfängern wird geraten, nicht kurz und intensiv, sondern länger mit einer moderaten Herzfrequenz zu trainieren. Wer beim Ausdauertraining ohne Probleme ganze Sätze sprechen kann, befindet sich noch im aeroben Bereich.

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