Günstig und gierig

Letzter seiner Art, Ausnahmeerscheinung, Lichtblick für Autoenthusiasten, sportlicher Samurai, Kurvenräuber oder auch Lächeln-ins-Gesicht-Zauberer: Der Toyota GR 86 ist all das und noch mehr, denn der günstige Nipponsportler ist ein lebensbejahrendes Coupé, das förmlich nach flotten, leichtfüßigen Ausfahrten lechzt.

„Der GR 86 ist das neueste Mitglied der GR-Familie von Toyotas Performance-Modellen und bietet eine beeindruckende Mischung aus Leistung und Fahrspaß. Der Innenraum des GR 86 ist geräumig und komfortabel. Die Sitze sind bequem und die Instrumententafel ist übersichtlich gestaltet. Als zusätzliche Optionen sind eine Klimaanlage und ein Audiosystem erhältlich.“ So klingt es, wenn eine Künstliche Intelligenz (KI) einen Autotest verfassen soll. Das klingt halt mehr nach Produktmarketingsprech und unbeholfener Suche in den Weiten des Webs als nach Testerfahrung mit dem 42.630-Euro-Viersitzer.

Typenschein

Toyota GR 86 2,4l

Preis: ab € 41.790,- inkl. Steuern und Abgaben; Testwagenpreis € 42.630,- inklusive Premiumlackierung Ignition Red Metallic € 840,-; einen Toyota GR 86 gibt es ab € 38.490,-
NoVA/Steuer: 20 %/ € 1762,56 jährlich
Garantie: 3 Jahre bis max. 100.000 km, danach greift von Service zu Service die Toyota Relax-Garantie (bis 10 Jahre bis max. 160.000 km), 3 Jahre Lackgarantie, 12 Jahre gegen Durchrostung
Service: alle 15.000 km oder jedes Jahr

Technische Daten:
Motor: Vierzylinder-Boxermotor, Partikelfilter, 2387 cm³, 172 kW/234 PS bei 7000 U/min, max. Drehmoment 250 Nm bei 3700 U/min
Getriebe: Sechsgangschaltung
Antrieb: Heckantrieb
Höchstgeschwindigkeit: 226 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 6,3 s
Leistungsgewicht: 5,45 kg/PS
WLTP-Verbrauch: 8,8 Liter
VOLKSBLATT-Testverbrauch: 9,2 Liter
CO2-Ausstoß: 200 g/km
Euro 6d

Eckdaten:
L/B/H: 4265/1775/1310 mm
Radstand: 2575 mm
Eigen-/zul. Gesamtgewicht: 1276/1670 kg
Kofferraum: 276 Liter
Tank: 50 Liter (Benzin)
Reifen: 4 x 215/40 R18 85Y auf 18“-Alus

Sicherheit:
Regelsysteme: ABS/EBV/ESP/ASR/BA/BSD/LKA/TPMS
Airbags: 6

Also: keine Angst, beim VOLKSBLATT wird noch echt (und nicht virtuell) getestet, Spritverbrauch notiert und das jeweilige Testauto gründlich inspiziert. Und so kann man sagen: Die Instrumententafel im sauber verarbeiteten Japaner ist zwar wirklich übersichtlich gestaltet, aber das mit den bequemen Sitzen stimmt leider einfach nicht. Vor allem das Platzangebot des 4,265 Meter Meter langen Viersitzers ist bescheiden – und hinten möchte man im hart gefederten Coupé nur Kurzstrecken über sich ergehen lassen. Böse Zungen behaupten gar, der bequemste Platz sei der enge, manuell zu öffnende, perfekt verarbeitete Kofferraum mit seinen 276 Litern Fassungsvermögen und kleiner Luke. Fakt ist: Der GR 86 ist einfach kein Langstreckenauto.

Aber was ist er dann? Ein astreines, sportliches Coupé, das motortechnisch in Wahrheit ein Subaru ist. Denn den Wagen treibt ein 2,4-Liter-Boxermotor an. Der Motor könnte vom Spruch her präsenter sein, der künstliche Sound im Innenraum ist zwar nett, geht aber am Thema vorbei. Denn der GR 86 ist ein Auto für Puristen, die sich vor der Ausfahrt die Rennhandschuhe anziehen und das Gefühl von Freiheit, Motorensound und Benzingeruch abseits des sterilen, glattgebügelten Automainstreams erleben wollen. Ein- und Ausstieg in den Zweitürer sind jedoch nur mit einer Portion Sportlichkeit möglich, das gibt schon einen Vorgeschmack auf die Fahreigenschaften. Mit dem hart gefederten GR 86 ist man dann auch leichter strafzetteltechnisch als fahrtechnisch am oder über dem Limit.

Das garantieren unter anderem die 234 Boxer-Pferde, maximal 250 Newtonmeter Drehmoment, eine Beschleunigung von null auf hundert in 6,3 Sekunden, 226 km/h Spitze sowie ein fein austariertes Fahrwerk, das den Viersitzer auch bei rasanten Kurvenfahrten stoisch in der Spur hält. Der GR 86 verfügt ja über ein Torque Vectoring System, das das Fahren auf rutschigen Straßen erleichtert.

Jedenfalls giert das Coupé vor allem nach Kurvenpassagen, die er mit schwänzelndem Heck durchwedelt. Die niedrige Sitzposition trägt zum Go-Kart-Feeling bei, bei der Lenkung zeigt sich der Japaner direkt als auch präzise und die Bremsen erweisen sich als fein dosierbar und zur Not äußerst wirkungsvoll. Abgerundet wird der Fahrspaß von der kurz geführten, knackig-exakten Sechsgangschaltung. Definitiv ein Fahrerauto und keines für Assistenzsystembevorzuger – wiewohl der GR 86 auch davon einige serienmäßig an Bord hat.

Fazit: Eine gute Wahl für alle, die auf der Suche nach einem leistungs- und ausdrucksstarken Sportwagen sind, dabei die Geldbörse im Blick haben – und die auf pures, hartes Fahrvergnügen stehen.

Text & Fotos: Oliver Koch

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