Pura Vida! – Reiseeindrücke aus Costa Rica

Das Lebensmotto der Ticos – so nennen sich die Einwohner Costa Ricas – ist ansteckend. Das zentralamerikanische Land mit Pazifik- und Karibikküste hat zudem eine unglaubliche Vielfalt an Fauna, Flora und Landschaften zu bieten.

Am elften Tag der Reise hatte ich mich in Costa Rica verliebt. Und zwar in Santa Elena am Tor zum Nationalpark Monteverde im Nordwesten des Landes. Der Ausblick in rund 1400 Metern Seehöhe auf das gebirgige, grüne Land und den Pazifik in der Ferne war majestätisch; und die dreistündige Busfahrt von der 150 Kilometer entfernten Hauptstadt San José war ganz nach dem Pura-Vida-Motto der Ticos – so nennen sich die Einwohner Costa Ricas – verlaufen.

Ein- und Aussteigen wo es beliebt, eine kurzfristig einberufene fünfzehnminütige Snackpause, ein unvermittelter Halt an einer Soda (so heißen die landestypischen Restaurants) um den Hunger des Busfahrers Michael zu stillen und eine abenteuerliche Streckenführung auf einer teils vom Regen weggespülten Straße und das alles begleitet von einer unglaublichen Freundlichkeit, Redseligkeit und Höflichkeit der mitreisenden Ticos im 50-sitzigen Bus.

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Ja, Christoph Kolumbus hatte 1502 schon Recht, als er dem Land den Namen Costa Rica, also reiche Küste gab. Wobei es heutzutage nicht unbedingt die Bodenschätze sind, mit denen das Land seine mehr als zwei Millionen Touristen pro Jahr betört. Denn nicht nur der vorbildlich beschilderte, immergrüne Regenwald-Nationalpark Monteverde durch den die kontinentale Wasserscheide führt, verdeutlicht das Artenreichtum, den dieses Land zu bieten hat. Mehr als 500.000 Tier- und Pflanzenarten, rund sechs Prozent der weltweit bekannten Arten – leben in dem Land, das gerade einmal 0,03 Prozent der gesamten Erdoberfläche bedeckt. Nicht umsonst nimmt der Öko-Tourismus dort eine tragende Rolle ein, was unter anderem daran erkennbar ist, dass 27 Prozent der Landesfläche Nationalparks sind.

Und Stichwort Nationalparks. Sie alle eint eine Üppigkeit an Fauna und Flora, die ihresgleichen sucht – und dennoch sind sie so unterschiedlich, dass jeder einen Besuch wert ist. Sei es der Nationalpark in der Nähe des Vulkans Arenal mit mächtigen Wasserfällen und Steilhängen. Sei es der Nationalpark Tortuguero an der Karibikküste mit Lagunen, Flüssen und Kanälen, in denen sich die Krokodile und Kaimane tummeln und wo des Nachts die Meeresschildkröten an den Strand kommen. Sei es der Nationalpark Manuel Antonio am Pazifik mit seinen Brüllaffen, Tukanen und dem Traumstrand Playa Espadilla Sur. Oder sei es der Nationalpark rund um den mächtigen Vulkan Poás, der Mondlandschaft und Kratersee gleichermaßen bieten kann.

All das ist eingebettet in eine Wohlfühlatmosphäre, die die Menschen Costa Ricas den Touristen glaubhaft entgegenbringen. Die im westlichen Vergleich materielle Armut der Bevölkerung (manche „Wohngebäude“ am zersiedelten Land sind gerade einmal Wellblechhütten) wird nämlich durch einen Reichtum an Herzlichkeit, Freundlichkeit und Gastfreundschaft mehr als ausgeglichen.

Das ist das Pura Vida, das den Flair des vulkanischen, immergrünen, abwechslungsreichen Landes ausmacht. Aber nicht falsch verstehen: Smartphone und Sat-Anlage für den Fernseher gehören auch dort zur Grundausstattung und Bildung nimmt in der mittelamerikanischen Republik einen zentralen Stellenwert ein. Anders verhält es sich übrigens mit dem Militär: Seit 1948 hat das Land, das enge Bande zu den USA geknüpft hat, keine eigene Armee.

Und während die costaricanische Küche – Hauptzutaten sind Reis, Mais, Bohnen und Huhn – nicht jedermanns Sache ist, beeindruckt das Land mit bekannten agrarischen Exporten. Dazu zählen vor allem Kokosnüsse, Schokolade, Bananen (der US-Konzern Chiquita wurde dadurch so riesig) und natürlich der Kaffee. Letzterer schmeckt wahrscheinlich nirgendwo sonst so gut, wie in diesem reichen Land mit gut 1200 Kilometern Küste entlang des Pazifiks und der Karibik.

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