So wird der Advent wirklich ruhig

Alle Jahre wieder ... Die Weihnachtszeit ist irgendwie zu einem Paradoxon geworden. Auf der einen Seite wird sie als die besinnlichste und schönste Zeit des Jahres propagiert. Doch Hand aufs Herz. Wann war sie das das letzte Mal? Tatsächlich erleben wir die Adventzeit oft als das komplette Gegenteil: Wir hetzen durch die Straße auf der Jagd nach Geschenken, schieben uns durch überfüllte Adventmärkte und dann sind da noch viele Veranstaltungen, die unseren Terminkalender zum Explodieren bringen — wir stehen permanent unter Strom. Möglicherweise bietet sich ja heuer die Chance, eine besinnlichere Weihnachtszeit zu verbringen, weil es durch Corona ja doch deutlich stiller wird.

Das Jahr 2020 stellt uns vor eine neue Herausforderung: Corona. Das Virus breitet sich mittlerweile über das ganze Jahr aus und somit auch über den Advent. Veranstaltungen sind abgesagt, Weihnachtsfeiern sowie Adventmärkte gibt es dieses Jahr keine oder kaum. Somit sieht der weihnachtliche Terminkalender relativ mager aus.

Das hat auch etwas Gutes: Wir können die Chance nutzen, die Weihnachtszeit als genau das zu erleben, was sie eigentlich ist, eine besinnliche Zeit, eine Zeit, um ruhig zu werden und sich mehr unseren Liebsten zu widmen. Und das ohne schlechtes Gewissen, denn wir wachsen damit auf, ständig beschäftigt sein zu müssen —, je mehr wir zu tun haben, desto besser.

Das Leben verlangsamen

Warum ist es aber so wichtig, bewusst unser Leben zu entschleunigen? Fakt ist, dass wir oft die Symptome unseres Körpers, der nach Ruhe schreit, ignorieren, bis es zu spät ist — dass Stress ungesund ist, ist ja schon lange kein Geheimnis mehr.

Um sich selbst etwas Gutes zu tun und etwas langsamer zu werden, dafür gibt es die unterschiedlichsten Methoden und Tipps in Büchern oder auf Webseiten. Autorin und Bloggerin Jasmin Arensmeier erwähnt in ihrem Buch „Jeden Tag ein bisschen glücklicher“ u. a. den Begriff „Slow Living“ (langsameres Leben): Dabei handelt es sich um einen Lifestyle-Trend, der dabei helfen kann, das eigene Leben zu verlangsamen, jedoch nur dann, wenn wir öfter mal das Tempo wechseln — weder zu schnell noch zu langsam sei gesund, so die Autorin. Eine Entschleunigung des eigenen Lebenskonzepts kann aber für jeden etwas anderes bedeuten, man muss für sich selbst herausfinden, was einem gut tut.

Unter anderem weist Arensmeier darauf hin, dass die Rückbesinnung auf simple Dinge helfen kann, denn wenn wir beschäftigt sind, verfliegt die Zeit schnell, wir nehmen die kleinen Details kaum mehr wahr. Bewusst einen Schritt langsamer zu gehen und zu versuchen, die Umgebung wieder einmal richtig wahrzunehmen, soll sich laut ihr ebenfalls positiv auf uns auswirken.

Zu oft laufen wir durch die Straßen und sind blind für die schöne Umgebung — also, mehr Achtsamkeit an den Tag legen und unsere Welt wieder mit all unseren Sinnen erkunden. Die Autorin erklärt auch, dass Atemübungen uns dabei unterstützen können, ruhiger zu werden und unserem Gehirn Entspannungssignale senden.

Eine gesunde Mitte finden

Jeder kann und soll darüber reflektieren, wie er zu Stress steht und eine bessere Balance finden könnte. Dabei sei es wichtig zu versuchen, sich von gesellschaftlichen Normen und gelernten Glaubenssätzen zu distanzieren, erklärt Arensmeier. Solche Veränderungen passieren nicht von heute auf morgen und nehmen Zeit in Anspruch — also Schritt für Schritt alle Lebensbereiche entschleunigen und sich realistische Ziele setzen.

Materialismus, ständige Erreichbarkeit und übertriebenen Konsum nennt die Autorin auch als Gründe, die dazu beitragen, dass für viele ein einfacheres Leben schwer umsetzbar scheine, aber gerade deswegen sei es so wichtig, einmal inne zu halten und sich zu fragen, wieso man sich eigentlich so viel aufbürdet. Und noch einmal: Jeder muss für sich selbst eine gesunde Mitte finden.

Die Dänen leben es uns vor

Wie lässt sich die Adventszeit nun auf einem langsameren Weg genießen? Eine Möglichkeit wäre eben, sich den kleinen Dingen mehr zuzuwenden und diese zu etwas Besonderem zu machen. Allein ein Spaziergang durch die winterliche Kälte und die hell erleuchteten Straßen und Bäume zu betrachten, ist bereits eine schöne Art und Weise, sich auf das besinnliche Fest einzustimmen.

Als Kinder hat uns ein leuchtender Tannenbaum im Dunkeln zum Staunen gebracht. Auch wir Erwachsenen dürfen uns über solche Kleinigkeiten freuen. Die Gemütlichkeit zu Hause kann ebenfalls inspirierend sein und wer möchte, kann diese noch mit Kerzenlicht und kuscheligen Decken ergänzen.

Laut Arensmeier leben die Dänen es uns schon lange mit ihrem „hyggeligen“ (heimelig) Lebensstil vor, bei dem es darum geht, die eigenen vier Wände so gemütlich wie möglich zu gestalten und für eine herzliche Atmosphäre zu sorgen. Es braucht oft auch gar nicht viel, um in Weihnachtsstimmung zu kommen, sondern einfach nur bewusste Momente, in denen man die besondere Zeit zelebriert.

Schlendern Sie durch den winterlichen Wald, riechen Sie an Tannenzweigen und saugen Sie den wunderbaren Duft auf. Erinnern Sie sich noch an Ihre Kindheit und an die kleinen Bastelprojekte, die Sie mit den Eltern gestaltet haben? Dazu gehörte u. a. das Stecken von duftenden Nelken in eine Orange oder das Ausschneiden von Schneesternen aus Papier.

Nehmen Sie sich Zeit, in Ruhe Kekse zu backen, es sich ohne Smartphones und Co. gemütlich zu machen oder ein Buch zu lesen. Banal wirkende Kleinigkeiten, die aber dazu beitragen können, die stille Zeit zu genießen.

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