Wahrzeichen von Linz feiert Geburtstag

Vor 300 Jahren, am 15. Mai 1723, wurde das barocke Kunstwerk aufgestellt. Seither wacht die Dreifaltigkeitssäule über den Hauptplatz.

Am 15. Mai 1723 wurde am Linzer Hauptplatz die Pestsäule aufgestellt. Der Pranger, der von 1494 bis zum Jahr 1716 auf diesem Platz gestanden hatte, wurde deshalb extra auf den Taubenmarkt verlegt … aber ein richtiges Fest für das Denkmal gab es damals nicht, denn feierlich eingeweiht wurde die Dreifaltigkeissäule erst fünf Jahre später. Der Grund waren Ermittlungen wegen der extrem gestiegenen Kosten – insgesamt 29.962 Gulden und 28 ½ Kreuzer wurden gesammelt und in den zehn Jahren ausgegeben.

Der Landeshauptmann witterte deswegen Verschwendungssucht bei den Stadtvätern. Am 17. November 1728 wurde sie aber dann doch von Stadtdechant Max Gandolph Steyrer von Rothenthurm eingeweiht. Und damit können wir 2028 erneut den 300. Geburtstag feiern. Oder aber den 315., denn der Anstoß für den Bau kam bereits im Jahr 1713, kurz nach der Pestepidemie.

Da beschlossen Magistrat und Bürger die Errichtung einer großen steinernen Säule zu Ehren der Dreifaltigkeit und der unbefleckten Jungfrau Maria aus Dankbarkeit für die überstandene Seuche. Und man dankte auch noch gleich für die Überwindung der Pest im Jahr 1679. Und für die Abwehr von Kriegsgefahren 1683 und 1703/04. Sowie für die Bewahrung vor einem Großbrand im Jahr 1712.

Übrigens war es nicht die erste Pestsäule in Linz: Bereits im Jahr 1650 stellten die Linzer eine Säule auf, um für das Ende des Dreißigjährigen Krieges und die überstandene Pestwelle 1649 zu danken.

Diese erste Pestsäule stand ursprünglich an der Grenze des Burgfrieds mitten auf der Landstraße bei der Karmelitenkirche, 1872 übersiedelte sie an den heutigen Standort auf den Auerspergplatz. Und 1705 spendete Ignaz Reichhard von Baldegger, Besitzer des Wankmüllerhofes, eine weitere Säule: Diese Dreifaltigkeitssäule steht nach mehreren Übersiedlungen heute auf dem Bulgariplatz.

Oft kopiert …

Aber auch im Aussehen ist die Linzer Pestsäule kein Unikat. Die erste Pestsäule dieses Types wurde am Wiener Graben 1693 aufgestellt. Aber auch in Baden bei Wien oder St. Pölten stehen „Zwillingsschwestern“ der Linzer Pestsäule. Eine besonders große Säule thront über dem Hauptplatz der mährischen Stadt Olmütz, sie ist mit 35 Metern um ein Drittel höher als die Linzer Ausgabe. Denn das barocke Wahrzeichen von Linz ist offiziell 20 Meter hoch und wäre damit um einen Meter niedriger als die ältere Schwester in Wien – in anderen Quellen wird aber von 26 Metern Höhe gesprochen.

Die Linzer Säule wurde vom Salzburger Steinmetzmeister Sebastian Stumpfegger nach einem Entwurf von Antonio Beduzzi aus weißem Untersberger Marmor geschaffen. Auf den drei Seiten des Sockels der Säule repräsentieren drei Inschriftentafeln mit dem kaiserlichen Wappen, dem Landeswappen und dem Wappen der Stadt Linz die Widmung durch den Kaiser, die Landstände und die Linzer Bevölkerung.

Genau diese drei Wappensteine, die auch in die jeweilige Richtung — Schloss, Landhaus, Rathaus — weisen, symbolisieren somit die irdische Dreifaltigkeit. Auf dem Sockel sind die Statuen der Pestheiligen, des Heiligen Sebastian und des Heiligen Karl Borromäus, sowie des Feuerschutzpatrons, des Heiligen Florian, angebracht. Die große Wolkensäule zieren jubilierende Engelchen, und den Säulenschaft schmückt eine Statue der Maria Immaculata, die auf einer Mondsichel steht. Die bekrönende Dreifaltigkeitsgruppe ist aus vergoldetem Kupfer.

Oft renoviert

Doch diese Schönheit war vergänglich, bereits 1780 musste das Denkmal zum ersten Mal saniert werden. 1823 zum hundertjährigen Jubiläum erneut, 1840 wurde die Säule mit Eisengittern eingezäunt, 1862 und 1874 wurde ebenfalls restauriert. Hinzu kommen kleinere Umbauten, so vermeldete das Volksblatt am 27. Oktober 1870, dass unbekannte Täter von den Laternen der „hiesigen Dreifaltigkeitssäule“ die vergoldeten Verzierungen abgelöst und gestohlen hätten.

Bei der 1943 von den Nazis befohlenen Bergung wurden sämtliche Schmuckteile von der Säule entfernt, die Wappen zum Schutz in Gips eingebettet, und in zwei Lager in den Linzer Zentralkellern in der Kapuzinerstraße verbracht. Die Säulentrommeln und der Sockel blieben aufgrund des immensen Gewichtes vor Ort.

Nach dem Krieg wurde mit dem Wiederaufbau begonnen und es war laut Volksblatt vom 25. Juli 1947 „eine der vornehmsten Ausgaben, die alte und ehrwürdige, zu einem Wahrzeichen des Linzer Hauptplatzes gewordene Dreifaltigkeitssäule wieder instandzusetzen. Nach mehr als einjähriger Arbeit wurden an den zahlreichen Figuren des schwer beschädigten Denkmales mit Fleiß, Mühe und hohem bildhauerischem Können die fehlenden Bestandteile angebracht und die steinmetzmäßige Überarbeitung aller Sichtflächen sach- und fachgemäß durchgeführt. Damit sind die Vorarbeiten zur Wiederinstandsetzung der Linzer Dreifaltigkeitssäule beendet“.

Verbunden war der Bericht mit einem Appell, für den Wiederaufbau zu spenden. Die jüngsten Generalsanierungen erfolgten in den Jahren 1983/84 sowie 2019/20. Damit sollte wieder ein paar Jahre Ruhe sein, aber spätestens zum 350. Geburtstag im Jahr 2073 wird wohl ein Facelifting notwendig. Und vielleicht sollte man dann auch für die Überwindung der Corona-Epidemie danken.

 Von Herbert Schicho

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