Was kommt in Zukunft aufs Teller?

Während ein Ernährungstrend den nächsten jagt, hungern weltweit Millionen von Menschen. Für viele ist es in erster Linie eine kulturelle und persönliche Entscheidung, was täglich auf den Teller kommt, doch Nahrung ist schon lange nicht mehr nur eine Frage der Präferenz. Die Ausstellung „Future Food - Essen für die Welt von morgen“ des Museum Arbeitswelt zeigt, welche Lebenszyklen Nahrungsmittel haben und wie Wirtschafts- und Weltpolitik bestimmen, was täglich den Hunger von acht Milliarden Menschen stillt.

Finden sich künftig gegrillte Insekten neben Grillhendl und Pommes auf den Biertischen? © Helena Wimmer

Von der typischen Hausmannskost, über vegane Alternativen, bis hin zu Insekten. So verschieden die Menschen sind, so unterschiedlich sind auch ihre Essgewohnheiten. Dabei entscheidet vor allem die kulturelle und soziale Prägung, was zwischen die Beißerchen kommt. Von klein auf, spielt das Essen eine bedeutsame Rolle — ohne Nahrung kein Leben. Doch wie hat sich diese im Laufe der Jahre verändert und welche Formen und Farben werden Lebensmittel in Zukunft annehmen? Sind tierische Lebensmittel ethisch vertretbar und wie kann die wachsende Menschheit versorgt werden?

Ernährung ist politisch

Die Ernährungsweise ist schon lange kein persönliches, sondern vor allem ein politisches und wirtschaftliches Thema. Das Museum Arbeitswelt in Steyr beleuchtet in ihrer Ausstellung „Future Food“, den Wandel der Nahrungsbeschaffung und die Zukunft der Ernährung. Bis Juli 2024 können die Besucher die Ausstellung, welche ursprünglich im Deutschen Hygienemuseum in Dresden entstanden ist, besuchen und in die Welt der Lebensmittel eintauchen. Die Ausstellung ist in vier Bereiche unterteilt, von der Nahrungsmittelproduktion bis zum schlussendlichen Konsum und liefert dem Besucher damit ein ganzheitliches Bild über den tatsächlichen Wert von Lebensmitteln. Gestartet wird der Rundgang in einem Bierzelt auf dessen Tischen das typische Jahrmarktmenü bestehend aus Grillhendl, Pommes und Bier zu finden ist. Erst auf den zweiten Blick sieht man, dass sich auch noch andere Nahrungsformen in das Festzelt geschmuggelt haben. Darunter Grillhendl aus dem Labor, Tofu-Grillhendl, Proteinshakes aus Huhn und frittierte Insekten.

Foto: Helena Wimmer

Ein Blick in die Zukunft, oder doch eher Utopie?

Nach dem Bierzelt taucht der Besucher in ein Gewächshaus und begibt sich auf die Pfade pflanzlicher und tierischer Nahrungsmittelproduktion. Die erste der vier Stationen zeigt den Wandel der Landwirtschaft und die verschiedensten Ansätze der Nahrungsbeschaffung. Von alten Kartoffelrodern über futuristische Drohnen, die der Bewässerung dienen, bis hin zu Selbstversorgerkommunen.

FIn der Abteilung Supermarkt können Besucher mittels Barcodescanner schauen, wie der Lebenszyklus von bestimmten Nahrungsmitteln ist und wie nachhaltig diese sind. Foto: Helena Wimmer

Unterschiedliche Welten

Der nächste Raum ist ein Logistikzentrum, das die weltweite Nahrungsmittelindustrie präsentiert. Darin erfährt der Besucher etwas über die Ströme des globalen Handels und seine Konsequenzen. Anschließend folgt ein futuristischer Supermarkt, der verschiedene Ernährungstrends unter die Lupe nimmt und fragt: Was ist in Zukunft beim Kauf von Lebensmitteln wichtig – der Preis, die Gesundheit, der Geschmack, oder die Nachhaltigkeit? Der letzte Halt der Ausstellung ist ein Supermarkt-Parkplatz. Dieser soll aufzeigen, dass Konsum nicht mit der Nahrungsmittelaufnahme abgeschlossen ist, sondern der Lebensmittelzyklus im Müll endet. Er soll die Auswirkungen unseres Konsumverhaltens und Beeinflussungsmöglichkeiten durch bewusstes Handeln in Sachen Ernährung darstellen.
Future Food macht deutlich, dass Nahrung und die Kaufentscheidung nicht mehr nur eine Frage der Präferenz ist, sondern eine politische Entscheidung, in die mehrere Komponenten einfließen. Seit der Globalisierung ist Essen keine Privatangelegenheit mehr. Als Konsument ist man Teil eines Systems, von dem manche Menschen deutlich mehr profitieren als andere. Wie kann die Welternährung in Angesicht ökologischer und sozialer Probleme in Zukunft gelingen? Welche Veränderungen braucht es? Kann Technologie eine Chance sein, oder gilt es zurück zum Ursprung zu gehen und sich mehr an der Nahrungsproduktion der Vergangenheit zu orientieren?

Interaktiv und barrierefrei

Die interaktive Ausstellung erlaubt es dem Besucher all seine ihm zur Verfügung stehenden Sinne zu benützen. Neben Videos, historischen Dokumenten, und kunstvoll dargestellten Informationstafeln finden sich verschiedene Objekte, die mit den Händen erforscht werden können.

Jede Station verfügt über ein barrierefreies Angebot bestehend aus Tafeln in Brailleschrift, über Audioinhalte bis hin zu Videos in Gebärdensprache. „Als Museum ist es uns wichtig, dass die Ausstellung inklusiv ist und Besucher mit einer Seh- oder Hörbehinderung die Inhalte der Ausstellung ebenfalls wahrnehmen können“, sagt Felix Fröschl, Kulturvermittler des Museum Arbeitswelt.

Passend zur Ausstellung und der Frage wie wir in Zukunft mit unseren Lebensmitteln umgehen sollen, befindet sich im Foyer eine „Foodsharing Box“, in die Lebensmittel kommen, welche von Supermärkten oder Privatpersonen aussortiert wurden. Es handelt sich dabei um eine Kooperation mit der ehrenamtlichen Initiative Foodsharing. Besucher können frisches Obst und Gemüse, oder andere Lebensmittel, die zur Verfügung stehen, mitnehmen und diese somit vor dem Müll retten. Die Box ist tagsüber immer zugänglich. „Jeder kann Lebensmittel vorbeibringen, oder welche mitnehmen, ganz unabhängig von sozialem Status oder Einkommen“, so Fröschl.

Die Ausstellung „Future Food“ startet mit einem Besuch im Bierzelt, welcher sich auf den ersten Blick nicht von anderen unterscheidet. Doch auf den zweiten Blick lässt sich erkennen, dass es in diesem Zelt nicht nur Grillhendl und Bier gibt.
Foto: Helena Wimmer

Die Ausstellung „Future Food“ ist von Mittwoch bis Freitag von 9 bis 17 Uhr und wochenends und feiertags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Infos: www.museumarbeitswelt.at

Von Katharina Waldmann

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