Magersucht dürfte auch den Blutgefäßen schaden

Die Zahl der Menschen mit Magersucht steigt seit Jahren, betroffen sind vor allem junge Frauen. Doch die Anorexia nervosa, wie die Mediziner dazu sagen, ist eine schwere Erkrankung, die in vielen Bereichen schwere Schäden anrichten kann – auch in den Blutgefäßen, wie Mediziner an der Med-Uni Graz herausgefunden haben.

Am Anfang steht ein Problemen mit der Selbstwahrnehmung, es folgt stark reduzierte Nahrungsaufnahme und bewusst herbeigeführte Gewichtsabnahme. Herzrhythmusstörungen, Probleme mit dem Elektrolyt-und Hormonhaushalt, Osteoporose bereits in jungen Jahren und viele weitere Probleme folgen der Magersucht nach. Zwei Forschungsgruppen am Otto Loewi Forschungszentrum an der Med-Uni Graz haben in ihrer jüngsten Studie den Fokus auf eine bisher weniger erforschte Folge der Anorexia nervosa gelegt – die Arteriosklerose, im Volksmund häufig Gefäßverkalkung genannt.

Oft wird die Arteriosklerose aufgrund von Cholesterin mit Übergewicht in Verbindung gebracht, die neue Studie der Med-Uni Graz zeigt, dass es aber auch bei magersüchtigen Menschen zu Veränderungen im Lipoprotein-Haushalt kommt, die eine Arteriosklerose begünstigen können. Eine wichtige Rolle spielen hiebei die zwei Fett-Eiweiß-Verbindungen: HDL und LDL. Je mehr Fette sie beinhalten, desto schädlicher sind sie für unseren Körper. Das sogenannte „High-Density-Lipoprotein“ (HDL Cholesterin) beinhaltet wenig Fett und wird somit als „Gutes Cholesterin“ beschrieben, während das „Low-Density-Lipoprotein“ (LDL Cholesterin) als das „schlechte Cholesterin“ gilt. Letzteres kann sich an der Gefäßinnenwand anlagern, beschädigt die Funktionalität und die Membranfunktion und ist auf diese Weise an der Entstehung der so genannten Arteriosklerose beteiligt.

Während die Auswertungen der Blutproben der Patientinnen keine signifikanten Veränderungen beim HDL-Cholesterin zeigten, gab es bei den von den Grazer Forschenden untersuchten Patientinnen und Patienten eine negative Auswirkung auf die LDL-Partikel. Demnach nehmen bei Patientinnen mit Anorexia nervosa die gefährlicheren LDL-Partikel zu, was sich negativ auf die Blutgefäße auswirken kann.

„Lipoproteine sind äußerst komplexe Partikel, die sich in Größe und Dichte unterscheiden. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass die kleineren LDL-Untergruppen wesentlich atherogener sind und sich eher in der Blutgefäßwand einlagern, als die größeren Partikel“, erklärte Julia Stadler vom Lehrstuhl für Pharmakologie die Gefahren dieser Proteingruppe. Die Molekularbiologin hat die Ergebnisse gemeinsam mit ihren Grazer Kolleginnen und Kollegen im Forschungsjournal „Biomedicines“ veröffentlicht.

Weiters wurde ein erhöhtes Niveau von VLDL bei magersüchtigen Patientinnen festgestellt. VLDL (very-low-density Lipoprotein) ist – ähnlich wie LDL – ebenfalls mit einem erhöhten Risiko für Arteriosklerose bzw. Herz-Kreislauferkrankungen assoziiert. Inwieweit diese Lipoproteinmarker tatsächlich mit dem Risiko einer solchen Erkrankung bei Anorexie-Patientinnen und -Patienten zusammenhängen, müsse jedoch noch in größeren Studien nachgewiesen werden, hieß es vonseiten der Med-Uni.

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