Bei MAN in Steyr müssen Leiharbeiter gehen

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Die MAN-Zentrale in München macht offenbar ernst mit der Schließung des Standorts Steyr: Eine Woche nach dem Nein der Belegschaft zur Übernahme des Standorts Steyr durch Investor Siegfried Wolf hat sie am Donnerstag erklärt, die Verträge für die 278 Leiharbeiter zu kündigen. Zudem starten kommenden Montag die Verhandlungen über einen neuen Sozialplan, da der bisherige an eine Übernahme durch Wolf geknüpft war.

In den nächsten Wochen werde die Anzahl der Leasingarbeiter um rund die Hälfte reduziert. „In einem weiteren Schritt werden wir uns auch von den übrigen Leiharbeitnehmern trennen“, teilte die Zentrale in München der APA mit. Nachdem „Plan A“ der Übernahme abgelehnt worden sei, „setzen wir jetzt den angekündigten ‚Plan B‘ der Schließung konsequent um. Einen ‚Plan C‘ gibt es nicht“, stellte der Konzern klar. 2023 soll das Werk mit 1.900 Stammmitarbeitern ganz geschlossen werden.

Arbeiterbetriebsrat Helmut Emler hat bisher nur inoffiziell gehört, dass die Zentrale an die 125 Leasingarbeiter nicht mehr weiter beschäftigen wolle. Und das obwohl die Auftragsbücher voll seien.

Wenn nach wie vor 86 Lkw in 4,5 Produktionstagen pro Woche vom Band gehen müssen und dieses Volumen mit der Stammbelegschaft aufrechterhalten werden soll, könnte dies laut Emler nur bedeuten: Zwei Sonderschichten, durch das Streichen der Freischicht Freitagnachmittag und das Einführen einer zusätzlichen am Samstag. Und damit stehe auch eine Überstundenverpflichtung im Raum. Die gleiche Stückzahl mit Überstunden zu produzieren, bezeichnet er als „wirtschaftlichen Wahnsinn“. Aber offensichtlich „spielt Geld bei der aktuellen MAN-Führung keine Rolle“.

Bei den Gesprächen über einen Sozialplan für die Mitarbeiter kommenden Montag will er vor allem über den Fortbestand des Standorts samt allen Arbeitsplätzen reden. Daher habe man verlangt, dass der MAN-Eigentümer VW mit am Tisch sitzen solle, dazu aber vorerst keine Rückmeldung erhalten.

Die SPÖ Oberösterreich sprach nach Bekanntwerden der anstehenden Vertragskündigungen der Leasingkräfte in einer Aussendung von „erpresserischen Methoden“. Anstelle „Drohgebärden aufzubauen, sollte das Management des Konzerns sofort wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren. Es wird auch Zeit, dass die Regierung die Samthandschuhe auszieht und endlich für die ArbeitnehmerInnen in Österreich kämpft.“ Landesparteichefin und Landesrätin Birgit Gerstorfer hatte sich bereits zuvor in einer Pressekonferenz vor dem Werk in Steyr weiterhin für eine staatliche Beteiligung bei MAN ausgesprochen.

Der Linzer Zivilrechtsexperte und Rektor der Johannes Kepler Universität (JKU), Meinhard Lukas, meinte, dass die geplante Schließung des Werks die deutsche Konzernmutter VW Milliarden kosten könne. So gebe es für das Werk nicht nur einen Standortsicherungsvertrag, sondern auch einen Kündigungsverzicht seitens des Unternehmens. Damit würden im Falle einer Schließung Kündigungsentschädigungen bis zum Jahr 2030 fällig werden, sagte Lukas auf Anfrage der APA.

Die praktische Konsequenz einer Werksschließung und Kündigungen wären Kündigungsentschädigungen für die entgangenen Löhne, „da sprechen wir aufsummiert über die Jahre über Milliardenbeträge“, so Lukas. Für die Höhe der Entschädigungen wären auch Einkommen aus neuen Jobs zu berücksichtigen.

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