Marcel ist eine Kämpfernatur

„Ihr Sohn hat eine Überlebenschance von einem Prozent“, lautete die Diagnose in der 26. Schwangerschaftswoche. Marcel überlebte, doch er ist neben anderen Beeinträchtigungen beinahe blind. Hilfe fanden seine Eltern bei der Sehfrühförderung der Barmherzigen Brüder in Linz, wo seit 30 Jahren gezeigt wird, was an positiver Entwicklung möglich ist. Marcel (13) besucht mittlerweile die Musikvolksschule in Altenfelden.

Die Ärzte gingen in der Schwangerschaft davon aus, dass Marcel eine Überlebenschance von nur einem Prozent hat und schwerstbehindert zur Welt kommen würde. Für die Eltern begann die schlimmste Zeit ihres Lebens. In der 35. Schwangerschaftswoche wurde der Kaiserschnitt vereinbart.

„Mein Mann und ich waren uns einig, dass Marcel nur die medizinische Grundversorgung erhält – wir wollten unser Kind nicht zwingen, auf Erden zu bleiben“, schildert die Mutter: „Am Weg zum Kreissaal musste ich viel weinen, ich hatte so viel Angst, aber keiner konnte mir helfen.“

Nach vier Tagen wurde der Bub notgetauft. „Aber Marcel war ein Kämpfer und wir durften ihn nach acht Wochen mit nach Hause nehmen“, erinnert sich Christine S. an die Sorgen vor 13 Jahren.

„Wir mussten die Situation annehmen“

Seit seiner Geburt leidet Marcel an Hydrocephalus, einer Störung des Hirnwasserhaushaltes, an Ohrenproblemen, einer weichen Gaumenspalte und einem gutartigen Bindehauttumor. Seine Sehkraft am linken Auge beträgt drei Prozent, rechts ist sie unwesentlich besser. Deshalb wurden die Eltern an die Sehschule der Barmherzigen Brüder in Linz verwiesen. „Ich war zunächst skeptisch, aber dann habe ich zu unserem Glück angerufen. Etwa zwei Monate später hatten wir unseren ersten Termin, zuerst wöchentlich, später einmal im Monat.“ Bei Marcel stellte sich schnell eine positive Veränderung ein. Er begann zu robben, zu lautieren und etwas mit den Augen zu fixieren. Über die Jahre machte Marcel tolle Fortschritte – und ein Bonus ist sein Sprechen. Die Sehfrühförderung war eine große Hilfe.

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„Man lernt zu verstehen, was es heißt, nichts oder sehr schlecht zu sehen und worauf man achten sollte. Für uns und speziell für mich als Mutter war es eine kleine Auszeit. Die Sehfrühförderin unterstützt und fängt einen auf, wenn man einmal einen ,Hänger’ hat“, erzählt Christine S. Leider endet sie mit dem Schuleintritt, der Bedarf an Betreuung aber nicht. „Der Schulbeginn war schlimm, ich stand ständig in der Schule, der Direktor rief laufend an, die Lehrer waren maßlos überfordert“, erinnert sich die Mutter: „Nach vielen Gesprächen und schwierigen Wochen haben wir uns dann entschieden, Marcel in die Förderklasse der Volksschule Rohrbach zu schicken.“

Nach deren Auflösung besucht er nun die Schwerstbehindertenklasse der Musikvolksschule Altenfelden, die sich auf beeinträchtigte und verhaltensauffällige Schüler spezialisiert hat. Mittlerweile kommt Marcel gut zurecht: „Er ist klüger, als er aussieht. Man traut meinem Sohn nicht viel zu – aber er kann schreiben, lesen und rechnen. Er spielt gerne Gitarre, hört Musik und schafft es, einen ganzen Tisch zu unterhalten“, schildert seine Mutter. Für die Zukunft wünscht sie sich, dass ihr Sohn einen Job in einer geschützten Werkstätte bekommt und in seiner eigenen Wohnung leben kann.

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