Massiver Corona-Schock: 2. Quartal mit noch schwächerem BIP

Österreichs Wirtschaft ist wegen der Coronakrise schon im ersten Quartal stark geschrumpft, um rund zweieinhalb Prozent. Damit sei „ein massiver Schock“ über unser Land hereingebrochen, sagte Wifo-Konjunkturexperte Jürgen Bierbaumer-Polly am Donnerstag zur APA. Durch das Niederfahren vieler Bereiche der Wirtschaft werde das laufende zweite Quartal „das schwächste des heurigen Jahres sein“.

Der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von April bis Juni werde wohl „ein Mehrfaches“ des Minus vom ersten Vierteljahr ausmachen, so der Experte. Natürlich könne man derzeit nicht sagen, ob das zum Beispiel das Zwei- oder Dreifache sein könnte.

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Jedenfalls werde das Minus ungleich stärker ausfallen, wenn man bedenke, dass sich im Erstquartal nur in der zweiten März-Hälfte die Maßnahmen hemmend ausgewirkt hätten, man aber nun im zweiten Quartal nicht von ein, zwei normalen Monaten reden könne.

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„Für den Tourismus kann man schon absehen, dass das gesamte zweite Quartal beinahe ein Totalverlust ist – in diese Richtung geht es“, so Bierbaumer-Polly. Vorerst könnten wichtige ausländische Gäste nicht kommen – und selbst wenn, würden sich die Menschen nicht sofort auch trauen. „Der Tourismus wird im zweiten Quartal am längsten negativ betroffen sein“, ist sich der Experte sicher. Der Handel dagegen werde durch die schrittweisen Öffnungen seit Mitte April wieder etwas mehr beitragen können. Das selbe gelte für die persönlichen Dienstleistungen, etwa Friseure, die Anfang Mai wieder aufsperren dürfen.

Besonders in Mitleidenschaft gezogen wurden im ersten Quartal wegen der seit Mitte März gegen die Pandemie verhängten Maßnahmen die Bereiche Handel, Verkehr, Beherbergung und Gastronomie mit über sieben Prozent Rückgang im Jahresabstand sowie diverse Dienstleistungen mit minus acht Prozent.

Laut Wifo-Schnellschätzung von Donnerstag schrumpfte des Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Zeitraum Jänner bis März gegenüber dem Vorjahr real um 2,7 Prozent und im Vergleich zum Vorquartal real um 2,5 Prozent. „Einen Rückgang in dieser Größenordnung hat es zuletzt während der Finanzmarktkrise 2008/09 gegeben“, erklärte das Wifo, wobei anders als damals der Wachstumseinbruch schon zu Beginn der Krise hoch sei.

An der vorige Woche vom Wifo vorgelegten Mittelfristprognose, die für heuer einen Einbruch des BIP um 5,25 bis 7,5 Prozent angenommen hat, ändert sich laut Bierbaumer-Polly durch die nun fürs erste Quartal vorliegenden Detaildaten nichts. „Das Bild passt gut zusammen“, meinte der Experte zur APA.

Vor allem Handel und Dienstleistungen waren von den gegen die Covid-19-Ausbreitung gerichteten Maßnahmen betroffen. So sank die Wertschöpfung im ersten Quartal im Sektor Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz, Beherbergung und Gastronomie um 7,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr und um 7,5 Prozent gegenüber dem vierten Quartal 2019; mit 1,5 Prozentpunkten an negativem Wachstumsbeitrag entsprach dies mehr als der Hälfte des BIP-Rückganges im ersten Quartal.

Ebenfalls stark betroffen vom schrittweisen Shutdown ab Mitte März waren laut Wifo die Bereiche Sport-, Kultur- und Unterhaltungseinrichtungen sowie persönliche Dienstleistungen. Hier gab es einen Rückgang um 8,1 Prozent binnen Jahresfrist (bzw. um 8,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal), freilich mit deutlich geringerem Einfluss auf den gesamten Rückgang des BIP.

Gestützt wurde die Wertschöpfungsentwicklung im ersten Vierteljahr von Dienstleistungen, bei denen nicht unmittelbar persönlicher Kontakt nötig ist bzw. wo Tätigkeiten auch per Online-Kommunikation möglich sind. Ebenfalls positiv zum BIP trug die Öffentliche Verwaltung bei. Die Konjunktur am Bau verlief bis zum Ausbruch der Krise sehr gut. Bierbaumer-Polly: „Durch das gute Wetter und eine gute Auftragslage hatte die Bauwirtschaft einen extrem starken Jahresauftakt.“ Erst in der zweiten März-Hälfte belasteten die Baustellenschließungen, sodass die Wertschöpfung im Quartal um 0,5 Prozent sank.

In der Industrie verstärkten sich die Produktionsausfälle im März weiter, nachdem dort die Dynamik schon voriges Jahr nachgelassen hatte. „Hier hat sich die Schwäche des vierten Quartals und des zweiten Halbjahres 2019 etwas verschärft fortgesetzt, nachdem es im Jänner und Februar ein Halten der Erwartungen und im Februar eine Bodenbildung gegeben hatte“, so der Experte. Insgesamt kam es bei Bergbau, Warenherstellung, Energie- und Wasserversorgung sowie Abfallentsorgung bis März zu einem Rückgang um 5,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr bzw. um minus 2,1 Prozent im Vergleich zum vorhergehenden Quartal.

Nachfrageseitig wurde das BIP vor allem vom Privatkonsum eingeschränkt – der um 3,6 zum Vorjahr bzw. 3,1 Prozent zum Vorquartal nachließ -, da die Angebotsbeschränkungen bei Handel und Dienstleistungen unmittelbar einen Nachfrageausfall bewirkten. Der Privatsektor bleibe angespannt, wenn man an die höhere Arbeitslosigkeit, die Kurzarbeit und die Entwicklung der persönlichen Einkommen denke: „Der Konsum bereitet uns etwas Sorge, wenn man ins zweite Halbjahr blickt“, meinte Bierbaumer-Polly.

Auch die Investitionen wurden bis März eingeschränkt – so lagen die Anlageinvestitionen um 2,2 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Der Außenhandel war ebenfalls beeinträchtigt: Die Exporte ließen im Jahresabstand um 3,9 Prozent nach, die Importe um 4,4 Prozent.

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