Mehr als pure Walzerseligkeit

Pramtaler Sommeroperette: „Zwei Herzen im Dreivierteltakt“ ab 11. Juni

Prachtkulisse für Operettenfreunde in Zell/Pram
Prachtkulisse für Operettenfreunde in Zell/Pram © Christian Himsl

Die Zwillingsbrüder Nicki und Vicky Mahler schreiben am Libretto für eine neue Operette des Komponisten Toni Hofer. Dem Werk fehlt nur noch ein zugkräftiger Walzer — aber Toni will nichts einfallen.

Eine Muse muss her! Hedi, die Schwester der Zwillingsbrüder, hat schon lange ein Auge auf Toni geworfen und sieht ihre Chance gekommen. Sie erscheint Toni als Fee Florabella und dieser ist so entzückt von ihr, dass ihm die zündende Walzermelodie wie von selbst zufliegt.

Dummerweise vergisst er seine Komposition, sobald die Fee verschwindet. Der Walzer scheint verloren, die neue Liebe verschollen, die Operettenpremiere gefährdet.

„Zwei Herzen im Dreivierteltakt“ ist ein Prachtexemplat Robert Stolz´schen Schaffens. 1933 in Zürich uraufgeführt, schwelgt die Operette in Walzerseligkeit und bietet auch viele musikalische Höhepunkte mit Foxtrott-, Blues- und Slowfox-Rhythmus. Zu diesen zählen neben dem Titellied „Auch du wirst mich einmal betrügen, auch du“, „Du bist meine schönste Träumerei“, „Das ist der Schmerz beim ersten Kuss“, „Meine kleine Schwester heißt Hedi“ oder „Heute besuch ich mein Glück“.

All diese Lieder gibt es bei der Pramtaler Sommeroperette zu hören, die 2013 ein Team aus professionellen Künstlern rund um den gebürtigen Münzkirchner Sänger und Intendanten Harald Wurmsdobler ins Leben gerufen hatte. Premiere von „Zwei Herzen im Dreivierteltakt“ ist am 11. Juni, weitere Termine bis 26. Juni.

Frohnatur und Held

Robert Stolz liebte die Musik und wohl auch – fünf Mal verheiratet – das Leben. „Wer sich über irgendetwas eine Minute lang ärgert, sollte bedenken, dass er dadurch 60 Sekunden Fröhlichkeit verliert“ – sagte dieser Mann, der einst nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 mehrere Juden und politisch Verfolgte heimlich nach Österreich gebracht hatte. Verteilt auf 21 Fahrten, im Fond seiner großen Limousine versteckt. Stolz´ Musik eine Oase in gefährlicher Zeit, mit Witz und kompositorischer Raffinesse.

Das Ensemble in Pram setzt sich aus international tätigen Künstlern (u.a. George Kounoupias, Gabriele Rösel und Agnes Palmisano) sowie beliebten aus der Region stammenden Größen (Harald Wurmsdobler und Michael Zallinger aus Riedau) zusammen. Regie führt Manuela Kloibmüller und für das Bühnenbild zeichnet A. Daphne Katzinger verantwortlich. Die musikalische Umsetzung verantwortet unter der Leitung von Gerald Karl das Salonorchesters sINNfonietta.

Intendant Wurmsdobler: „Es war uns in der Planung nicht bewusst, wie aktuell diese Produktion im Juni 2022 sein würde. Eine Pandemie und ein Krieg ziehen Europa in ihren Bann. Unsere Produktion spielt 1933, als eine große Bedrohung die Gesellschaft verunsichert und gespalten hat. Wir versuchen, eine kritisch-historische Position einzunehmen. Die Besucher sollen unterhalten werden. Kritisches Verhalten schließt Genuss nicht aus!“

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