Wo, wenn nicht in Ried? Zum Auftakt des zweiten Messetages im Innviertel forderte die heimische Agrarspitze einmal mehr faire Preise für die landwirtschaftlichen Produkte. Der Handel mache ständig mit idyllischen Bildern bäuerlichen Lebens Werbung, die steigenden Verbraucherpreise würden jedoch nicht entsprechend auf den Höfen ankommen.
Eine echte Partnerschaft sehe anders aus, forderte Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger Weichenstellungen zugunsten der Bauernschaft. „Die aktuellste Wifo-Studie zeigt klar, dass wir der überbordenden Marktmacht der Handelsriesen kaum Herr werden. Die Bauern sollen sich vermehrt zusammenschließen, die Vermarktungsorganisationen müssen gestärkt werden“, meinte Moosbrugger.
Verantwortung leben
„Wir stehen beispielsweise in der Schweinebranche erneut vor großen Veränderungen, die unsere Bauern viel Geld kosten. Wir müssen jetzt darüber reden, wer die Umbauten für Tierwohlställe bezahlt. Die Kosten für bessere Fütterungs- und Haltungsbedingungen werden die Bauernfamilien nicht alleine tragen können. Handel, Gastronomie und Konsumenten werden ihre Verantwortung im Konsum wahrnehmen müssen. Die Gespräche laufen, wir pochen jetzt auf Unterstützung, damit sich die Familienbetriebe weiterentwickeln können“, ergänzte Bauernbund-Präsident Georg Strasser.
Neue Bedrohung
„Unsere Bauern haben mit stagnierenden Einkommen zu kämpfen. Der Green Deal der EU ist eine zusätzliche Bedrohung für das Einkommen der kleinstrukturierten heimischen Landwirtschaft. Wir brauchen Wertschätzung für die Landwirtschaft in Österreich, die sich auch in der Wertschöpfung widerspiegelt. Lippenbekenntnisse des Handels sind zu wenig. Daher fordere ich die Solidarität der Konsumenten auch beim Einkaufen ein“, erklärte Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger.
Herkunft klarstellen
Moosbrugger fasste die aus bäuerlicher Sicht dringend notwendigen Maßnahmen zusammen. „Der Handel kann nicht ständig von der Bauernschaft mehr Leistungen fordern und dann die Abgeltung der Mehrkosten blockieren. Außerdem ist der Gesundheitsminister gefordert, das auf dem Tisch liegende Paket zur verpflichtenden Herkunftskennzeichnung endlich umzusetzen. Pseudo-Nachhaltigkeitsstrategien, wie der Green Deal oder die EU-Forststrategie, müssen dringend korrigiert werden. Für Waldbauern und Klimaschutz ist es wichtig, die vorhandenen Potenziale nachwachsender Rohstoffe nützen zu können.“
Regionale Versorgung
Oberösterreichs Agrarlandesrat Max Hiegelsberger sah die Regionalität in der Nahrungskette gefährdet: „Unser Ziel ist klar: Wir möchten die Menschen im Land auch in Zukunft mit besten regionalen Lebensmitteln versorgen. Dazu braucht es starke bäuerliche Betriebe und eine aktive politische Vertretung, um die landwirtschaftliche Produktion im Inland zu sichern“, verwies Hiegelsberger auf zahlreiche wertvolle Akzente, die das Land Oberösterreich diesbezüglich schon gesetzt habe. Vom Verlustersatz über den Ausbau des „Qplus-Rind“-Programms, den österreichweiten Tiergesundheitsdienst, die Investförderung bis hin zur Vorreiterrolle des Landes beim regionalen Lebensmitteleinkauf.
Jagd und Forst
Schon am Eröffnungstag der Rieder Messe hatten Köstinger und Hiegelsberger Vertreter der österreichischen Forstwirtschaft und Jagdszene getroffen. „Die Partner Jagd und Forst profitieren beide von ihrer Zusammenarbeit. Seit 2015 sind in Oberösterreich rund 10 Millionen Festmeter Schadholz angefallen, diese Flächen sind nun wieder aufzuforsten, mit einem möglichst vielfältigen und klimafitten Wald. Dazu bedarf es der Zusammenarbeit mit der Jägerschaft“, stellte Hiegelsberger klar.
