„Meine Kraft kommt ausschließlich von Mozart“

Rolando Villazón, künstlerischer Leiter der Mozartwoche, über Genies, Ästheten, die Jugend und Moll

Rolando Villazón bei derPräsentation des Playmobil-Mozarts.
Rolando Villazón bei derPräsentation des Playmobil-Mozarts. © APA/B. GIndl

Die 65. Salzburger Mozartwoche, die am Sonntag nach 47 verkauften Veranstaltungen und einem umfangreichen Rahmenprogramm zu Ende ging, gilt laut Meinung der meisten Stammbesucher als bislang genussreichste überhaupt.

Das Geheimnis des Erfolgs liegt zum größten Teil bei dem Manager, Sänger, Entertainer, Moderator und Regisseur Rolando Villazón, den der VOLKSBLATT-Mitarbeiter Ingo Rickl, der seit 1956 alle Mozartwochen besucht hat, getroffen hat.

Wie schaffen Sie bis zuletzt diesen Marathon Mozartwoche mit stets bester Laune, Charme, Heiterkeit und Begeisterung für Ihre Künstler und das Publikum?

Meine Kraft kommt ausschließlich von Mozart, dem beliebtesten und für mich bedeutendsten Komponisten aller Zeiten. Er lebt nicht nur durch seine Musik, sondern auch durch seine Briefe, seine Familiengeschichte und, das ist letztlich das Wichtigste, die unvergleichlichen Künstler, die ihn interpretieren: Sänger, Schauspieler, Tänzer, Dirigenten, Instrumentalisten, heuer vor allem exzellente Bläser und lebende Komponisten, die aus seiner musikalischen Kraft Kreativität schöpfen.

Viele Kulturinstitutionen kämpfen heute um junges Publikum, das in der digitalisierten Welt vielfach abhandenkommt. Was haben Sie zuletzt gemacht, um die Jugend für Mozart zu begeistern?

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Ich dachte mir: Kommen die Jugendlichen nicht zu uns in die etablierten Häuser, dann müssen wir sie in kleinen Bühnen dazu motivieren, Mozart lieben zu lernen. So spielte ich in der Arge Kultur ein musikalisches Spiel namens „Loteria Mozartiana“. Für das Oval im entfernten Europark engagierte ich vier clowneske Spitzenbläser voll ausgelassener Komödiantik, und in der Szene Salzburg bot die Formation „Pool of Invention“ von Mozart inspirierte, in volkstümliche Weisen vieler Länder eintauchende Klänge.

Was ist der „Pool of Invention“?

Das ist eine Gruppe hochbegabter jüngerer Musiker unter der Leitung von Florian Willeitner, der 2018 für die 28 Regierungschefs der EU-Staaten in Salzburg eine Art volkstümliche Hymne kreierte, wobei er als Geiger den Cellisten Ivan Turkaj als Partner hatte. Heuer habe ich die wechselnden Mitglieder des genannten Pools doppelt eingesetzt: in der Szene und im Sensationserfolg der Mozartwoche im Marionettentheater.

Warum dort?

Das Zusammenspiel von Menschen — in diesem Fall Geoff Sobell als Mime Enrico —, und den grandiosen Puppenspielern mit Mozarts inspirierender Musik ist ein Riesenspaß im Sinne des vielseitig lebenden Mozarts, dem auch der verwegen-lustige Titel „PUNKITITITI“ gefiele.

Nochmals zur Jugend: Wie steht es um den Nachwuchs unter den Jüngsten?

Nach unseren heurigen Erfahrungen ausgezeichnet. Das Kinderkonzert fördert seit Jahren das Interesse der Jüngsten an aktivem Spiel. Da konnte ich die wunderbare Lisi Fuchs gewinnen, erstmals ein Lehrlingskonzert im Rahmen der Mozartwoche zu moderieren. Sie konnte mit ihrer Philharmonie Salzburg und ihrer Art des Moderierens die Jugend begeistern.

Sie konnten auf viele positive Akzente der vergangenen Jahre aufbauen …

Natürlich. So sind die traditionellen Salzburger Klangkörper wie das Mozarteum Orchester, die Camerata und der Bachchor immer dabei. Dazu kommen stets die Wiener Philharmoniker und zahlreiche Spitzenorchester und Solisten.

Besonders stolz sind Sie auf Daniel Barenboim, der zwei Konzerte dirigierte und zudem als Pianist Bewunderung erregte.

Genau das, was Sie jetzt ansprechen, ist mein Bestreben. Daniel Barenboim ist, wie der von ihm wie von mir verehrte Mozart, ein Genie. Wenn zwei Genies, Komponist und Interpret, harmonieren, dann stimmt einfach alles. Dazu bin ich glücklich, zahlreiche geniale Musiker zu meinen Freunden zählen zu dürfen.

Besonders gelobt wurden die szenischen Produktionen zu Beginn der Mozartwoche.

Bei Händels Mozart-Bearbeitung des „Messias“ haben Marc Minkowski als musikalischer Leiter und Robert Wilson als fanstasiereicher Ästhet ein Gesamtkunstwerk geschaffen. Und was Sir András Schiff mit seiner Capella Andrea Barca mit dem „Figaro“ gelang, erregte Bewunderung.

Stimmt mein Eindruck, dass das Motto „Mozart lebt“ auch bei der nicht musikinteressierten Bevölkerung sehr gut ankommen kann?

Ich bin sicher, zumal mich viele Menschen in der Stadt immer wieder ansprechen, Einheimische wie Touristen. Die Stadt lebt im Sinne Mozarts auch durch die Flaggen und Plakate.

Wenn Sie nun viel in der Welt unterwegs sind und Kontakte für die Mozartwoche 2022 knüpfen, denken Sie dann auch an Ihren Ehrentitel „Mozart-Botschafter der Stiftung Mozarteum“?

Natürlich. Denn die ganze Welt muss wissen, dass Mozart lebt. Dies natürlich vor allem bei der Mozartwoche 2021 vom 21. bis 31. Jänner mit dem Hauptthema „Mozart als Musikdramatiker vornehmlich mit Werken in Moll“. Noch eines ist mir wichtig zu sagen: Ohne mein fantastisches Team der Stiftung wäre all das Gesagte nicht möglich.

Mit ROLANDO VILLAZÓN sprach Ingo Rickl

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